Hilden: Lernen bis tief in die Nacht

Bildung: 95 begabte Schüler aus ganz Deutschland forschten 16 Tage lang unter Gleichgesinnten.

Hilden. Irgendetwas stimmt mit den Blutkörperchen nicht, die der Projektor an die Wand wirft. Eine Krankheit ist es, verraten die Dozenten Matthias Wilk und Frank Schildberg. Aber welche? Die Antwort ist schnell gefunden. "Leukämie", weiß nicht nur Tillmann Wurz.

Der 17-Jährige und gut ein Dutzend anderer Jugendliche haben sich seit Ende Juli mit Blut, "dem ganz besondren Saft", wie der Kurs überschrieben ist, beschäftigt. Es ist nur ein Angebot für die insgesamt knapp 100 wissbegierigen Jugendlichen, die an der Deutschen Schüler Akademie (DSA) lernen - freiwillig und dazu noch in den Ferien. Am Donnerstag laden sie zu einem Abschlusskonzert in die Reformationskirche ein (siehe Kasten).

Mehr als 2000 Schüler haben sich für die 1000 Plätze an den 13 Standorten bundesweit beworben. Es sind hochbegabte Jugendliche, die insgesamt 16 Tage forschen und diskutieren. "Die Noten spielen bei der Bewerbung aber keine große Rolle" sagt Angelina Penner, die im vergangenen Jahr selbst DSA-Teilnehmerin war und bei der diesjährigen Auflage als Co-Akademieleiterin dabei ist.

Bei der Auswahl der Schüler gehe es eher um die Motivation und das Engagement, erläutert Leiter Florian Frenzel. Neugier und das Interesse, etwas zu lernen stehen im Vordergrund. Ein Mentor, etwa ein Lehrer, schreibt eine Empfehlung für seinen Schützling. Die Noten seien aber trotzdem meist sehr gut.

Keiner der Teilnehmer in Hilden kommt aus der näheren Umgebung. "Wir gucken schon, dass die Jugendlichen aus ihrem gewohnten Umfeld herauskommen", sagt Frenzel. Fast alle sind zum ersten Mal in Hilden. Das Evangelische Schulzentrum sei für die DSA ideal. "Außerdem ist Hilden eine sehr entspannte Stadt", lobt der Leiter. "Und das Fachwerk ist schon schön anzuschauen", sagt Arno Meyer, der später einmal Jura studieren will. Deshalb hat er den Kurs "Mord und Totschlag für Anfänger" besucht - eine Einführung in das Strafgesetzbuch.

Der Unterricht erfolgt praktisch auf Universitätsniveau. "Unter Gleichgesinnten macht das viel Spaß", sagt Tillmann Wurz. Alle seien hochmotiviert. "Das ist eine ganz andere Lernatmosphäre als in der Schule." Und bei so vielen hellen Köpfen kann das Lernen auch mal etwas länger dauern. "Schlafen wird überbewertet", sei das Motto, so Angelina Penner, die ein Gähnen nicht unterdrücken kann. "Irgendwann passt man sich dem fehlenden Schlafrhythmus an." Bis tief in die Nacht werde diskutiert - oder auch mal Skat gespielt, wie Tim Thannimmotil verrät.