Hilden: Schnelle Hilfe hat ihren Preis

Die Stadt muss wohl in den sauren Apfel beißen und fünf Millionen Euro in die Feuerwache investieren.

Hilden. Fünf Millionen Euro sind viel Geld, sehr viel Geld. Auch für die Stadt Hilden. Darum muss sehr genau überlegt werden, ob zumindest ein Teil davon eingespart werden kann. Das will der Wirtschafts- und Wohnungsbauförderungausschuss nächste Woche Mittwoch machen, wenn es in einer Sondersitzung ausschließlich um den Neubau der Feuerwache geht.

Dass die alte, 1957 gebaute Wache nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht, ist unbestritten. Dort muss etwas geschehen. Daran gibt es auch in der Politik keinen Zweifel. Ein zusätzlicher Neubau dem Feuerwehr-Gelände (an der Grenze zum Stadtwerke-Grundstück) ist schon genehmigt. Der kostet allein rund zwei Millionen Euro.

Dazu kommt die Sanierung des Altbaus. Dessen Mängelliste wird immer länger - und die Kosten steigen entsprechend. Ursprünglich waren 3,1Millionen Euro an Gesamtkosten vorgesehen. Über 3,8 Millionen nach einer ersten Prüfung und 4,7 Millionen nach einer Experten-Untersuchung ist der Gesamtpreis inzwischen auf die besagten 5,068 Millionen Euro gestiegen.

Neben vielen "Kleckerbeträgen" - beispielsweise für die Erneuerung der Schmutzwassergrundleitungen (7200 Euro) oder die Stilllegung der vorhandenen Öltanks (5000 Euro) - sind in den Kosten auch dicke Brocken enthalten: So schlagen etwa die neuen Tore mit elektrischer Steuerung (75250 Euro), die Verlagerung des Haupteingangs(135000 Euro) oder die um 317800 Euro höheren Baunebenkosten kräftig ins Kontor.

Angesichts dieser Kosten wurde auch überlegt, ob ein Neubau auf Dauer preiswerter wäre. Auch diese Möglichkeit ist vom beauftragten Architektenbüro Buddenberg geprüft und berechnet worden. Das Ergebnis: Mindestens 7,3 Millionen Euro würde ein Neubau an gleicher Stelle kosten. Und die Mehrkosten wären auch nicht durch den günstigeren Energieverbrauch eines Neubaus mit einer 50-jährigen Lebensdauer zu kompensieren.

Möglicherweise wäre ein Neubau an anderer Stelle günstiger? Auch diesem Gedanken der Politik hat sich die Verwaltung angenommen - und mehrere in Frage kommende Standorte untersucht. Zum Beispiel am Westring, in der Giesenheide oder auf dem ehemaligen ICI-Gelände an der Düsseldorfer Straße. Die und andere Ersatzstandorte am Stadtrand scheiden aus Sicht der Feuerwehr aber aus, weil von dort die vorgeschriebene Zeit von höchstens acht Minuten bis zum Einsatzort nicht immer einghalten werden kann.

In zentraler Lage gibt es kaum geeignete Grundtstücke für einen Neubau. In Betracht kämen etwa an der Walder Straße das Gelände des derzeitigen Obi-Marktes, der zum Westring zieht, oder die frei gewordene Ersatzfläche des Südfriedhofs. Doch auch dagegen hat die Feuerwehr ein nicht zu widerlegendes Argument: zu nah an der Kohlenmonoxid-Pipeline der Firma Bayer.

Sollte die in Betrieb gehen und es zu einem Störfall kommen, würde es womöglich die Einsatzkräfte der Feuerwehr als erste treffen. Wer soll dann den Bürgern zu Hilfe eilen? Selbst die freiwilligen Helfer der Feuerwehr könnten nicht eingreifen. Sie kämen gar nicht bis zur Wache, denn der betroffene Bereich wäre Sperrgebiet - für alle.

Mangels Alternativen wird der Fachausschuss wohl in den teuren Apfel beißen und die Sanierung des Altbaus beschließen müssen. Ein Neubau an gleicher Stelle wäre noch teurer und einen geeigneten Ersatzstandort im dicht besiedelten Hilden zu finden ist schwer.

Außerdem gibt es am bisherigen Standort keine Nachbarn, die sich durch die Einsatzfahrzeuge gestört fühlen könnten. Neben Holterhöfchen, Hauptfriedhof, Krankenhaus, Stadtwerke und Polizei gibt es dort nur Wohnungen für Feuerwehrleute, die nichts gegen den Arbeitgeber vor der Haustür einzuwenden haben.

Außerdem wird der städtische Haushalt nicht auf einen Schlag durch die fünf Millionen Euro belastet. Neu- und Umbau übernimmt die Infrastrukturgesellschaft Hilden. Deren Anteilseigner sind Stadt und WestGKA (Gesellschaft für kommunale Anlagen), eine Tochter der WestLB.

Die WestGKA finanziert und steuert das Projekt und erhält dafür über 20 bis 25 Jahre eine Jahresmiete zwischen 300000 und 400000 Euro. Auch das ist viel Geld - aber was muss, das muss.