Monheim: Der Weg zum neuen Leben

Das "Beratungscentrum" will mit einem neuen Projekt 20Schwerbehinderte in einen ganz normalen Job bringen. Es gibt bereits erste Erfolge.

Monheim. In der Düsseldorfer Firma Saga werden Daten archiviert - Zhaleh Edvaz (48) arbeitet mit. Die aus dem Iran stammende Frau ist gerne an der Lantzallee in der Landeshauptstadt. Was man ihr nicht anmerkt: Sie leidet unter einer Psychose, hervorgerufen durch den Tod ihrer Mutter. Gisela Kwiatek hat ihr geholfen, dass sie auf dem ersten Arbeitsmarkt wieder Beschäftigung findet. Und Gisela Kwiatek hilft von Monheim aus. Genauer: Die 48-Jährige arbeitet im Beratungs- Centrum an der Friedenauer Straße. "Es geht nicht nur um Arbeit, sondern auch darum, die Menschen mit Behinderung zu stärken", sagt die Diplom-Projektleiterin, die auch eine therapeutische Ausbildung gemacht hat.

Seit Anfang des Jahres gibt es in Monheim ein neues Arbeitsqualifizierungsprojekt, das vom BeratungsCentrum betreut wird. Es nennt sich Hip (Handicapped im Praktikum). 20schwerbehinderten Menschen aus dem Kreis Mettmann und Düsseldorf soll der Einstieg in ein normales Berufsleben ermöglicht werden. Mit Erfolg.

"Es gibt eine praktische Intelligenz", sagt Gisela Kwiatek. Zhaleh Edvaz, die seit 1980 in Deutschland lebt, ist geschickt bei der Archivierung von Akten. "Sie wird aber zudem für ihre Freundlichkeit und ihre Zuverlässigkeit gelobt", sagt Kwiatek. Der Betrieb arbeite sehr gerne mit ihr.

Projektleiterin Kwiatek versucht, die behinderten Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Hilfreich sind ihr dabei die vielen verschiedenen Kontakte, die sie im Laufe ihrer Berufsjahre geknüpft hat - und eine gute Portion Lebenserfahrung. Die Behinderten werden zuerst in ein Praktikum vermittelt. Wenn das klappt, steht einer Anstellung nichts im Wege. Immer mehr Arbeitgeber sind bereit, einen Versuch zu wagen.

Die Behinderten haben vor dem Praktikum zumeist in ganz speziellen Werkstätten gearbeitet, Zhaleh Edvaz in einer Einrichtung für angepasste Arbeit. Doch sie wollte und konnte mehr. Die 48-Jährige hat Innenarchitektur studiert. Man wollte sie weder über- noch unterfordern. "Nicht alle Arbeit eignet sich", sagt Gisela Kwiatek. "Schicht- und Akkordarbeiten sind nicht gut."

Die Projektleiterin sieht, wo Begabungen der Behinderten liegen. "Wir haben einen Platz in einer Hildener Tischlerei für einen behinderten Mann finden können. Der ist handwerklich sehr geschickt."

Behinderte Menschen hätten dem Arbeitsmarkt Wertvolles anzubieten, so die Therapeutin. Man müsse sich nur intensiv mit ihnen beschäftigen und ihr Potential herausarbeiten. "Die einzelnen Fähigkeiten Behinderter sind speziell und entsprechen keinem Standard, aber deswegen müssen sie auf dem Arbeitsmarkt nicht weniger wert sein", sagt Gisela Kwiatek.

Ludwig Nickel vom elektronischen Archivsystem Saga ist mit Zhaleh Edvaz sehr zufrieden. "Sie ist jetzt seit zwei Monaten bei uns. Sie hat in dieser Zeit nicht einen Tag gefehlt. Wir freuen uns, wenn sie bleibt", sagt er. Die 48-Jährige hat jetzt einen ganz normalen Arbeitsvertrag.