Langenfeld: Mehr als 180 Kaninchen suchen dringend ein neues Zuhause
Die Aktionsgemeinschaft für Tiere hat die völlig überbelegte Rabbit-Notstation übernommen.
Langenfeld. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die Kaninchen auf dem 400 Quadratmeter großen und umzäunten Grundstück optimale Lebensbedingungen vorfinden. Unter Baumstämmen, in Häuschen und Unterständen bieten sich den Höhlentieren viele Versteckmöglichkeiten.
Und auch vor dem Angriff eines Marders müssen sich die Langohren nicht fürchten, denn das Gelände ist mit Maschendraht überspannt. Doch das vor Kälte zitternde Angora-Kaninchen, dessen durchnässtes Fell völlig verfilzt ist, bringt den Eindruck ins Wanken. Und dann hoppeln weitere Karnickel ins Blickfeld, deren Augen eitern, oder die von revierverteidigenden Artgenossen gebissen wurden.
"Das Problem ist: Hier gibt es zu viele Tiere. Wir schätzen, es sind mindestens 180", sagt Christa Becker, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft für Tiere (AGT). Die genaue Zahl kennt die 60-Jährige nicht, denn ihr Tierschutzverein hat erst vergangene Woche die "Rabbit-Notstation" übernommen.
Und noch sind dort die Gänge, die die Tiere in den sumpfigen Untergrund gegraben haben, nicht abgesucht. Der Verein des Vorbesitzers war so klamm, dass er weder die tierärztliche Versorgung noch ein winterfestes Quartier sicherstellen konnte.
"Der Mann hat unter anderem im Internet dafür geworben, dass man ihm Kaninchen überlassen könne, die Familien nicht mehr zu Hause halten konnten oder wollten. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht", weiß Becker. Dass es in der Notstation keine Geschlechtertrennung gab, tat ein Übriges.
Oft sind die Stallhasen schon mit drei bis fünf Monaten geschlechtsreif, und eine Häsin bringt nach einem Monat Tragzeit zwischen vier und zwölf Junge zur Welt. "Von 76untersuchten Häsinnen sind fast alle trächtig", sagt die AGT-Chefin.
Angesichts der "Überbevölkerung" blieben viele Tiere buchstäblich im Regen stehen und holten sich einen Schnupfen. Ein weiteres Problem schufen sich die Pflanzenfresser mit ihrer Hinterlassenschaft. "Der Boden ist mit Kokzidien - Darmbakterien, die Durchfall auslösen - verseucht", sagt Martina Bruckert, die Kleintier-Expertin der AGT.
Tag für Tag bringen sie und Helferinnen wie Ursula Feldhoff so viele Mümmelmänner wie möglich zu einer Langenfelder und einer Leverkusener Tierärztin. "Unser Ziel ist es, die ersten Tiere in circa drei Wochen gesund in ein neues Zuhause zu vermitteln", so Becker. Abgegeben werden sollen die kurierten Tiere für je 40Euro, aber nur paarweise oder ausgewählt für die Vergesellschaftung."
Glücklich ist die AGT-Vorsitzende darüber, dass für das übergroße Rudel inzwischen ein besseres Winterquartier gefunden werden konnte. Dabei half der Zufall. Bruckert: "Eine Arbeitskollegin hat mich auf ein leerstehendes Gewächshaus am Ende der Bogenstraße aufmerksam gemacht." Und dessen Eigentümerin, Christel Frank, gab gestern grünes Licht für den Umzug.