Knigge für Kinder: Benehmen kann so einfach sein
In einem Ferien-Kurs der VHS lernten Kinder die Regeln für den Auftritt, den Restaurantbesuch und das Telefonieren.
Langenfeld. "So nimmt man das Glas", belehrt der siebenjährige Jonas seine Tischnachbarin Salome (5) und packt sein mit Orangensaft, Apfelschorle und Mineralwasser gefülltes Weinglas am Korpus.
"Diese Spezial-Mischung ist hier der Hit", sagt Hotelkauffrau und Benimm-Lehrerin Eva Imhoff (50). Salome hat ihr Glas am Stil hochgehoben. "Nein, wenn wir ein Glas mit Stil haben, nehmen wir es am Stil", berichtigt Imhoff. "Dann hab ich das ja richtig gemacht", sagt Salome strahlend.
Im Knigge-Kurs von Eva Imhoff geht es locker, aber natürlich nicht unmanierlich zu. Sieben Kinder zwischen sechs und neun Jahren lernen gemeinsam, wie man sich am Tisch gut benimmt. Im Kulturzentrum der Volkshochschule (VHS) wird in großer Runde gegessen. Dabei geht es nicht um Dressur. Mit Geduld erklärt Imhoff den Kindern die Tücken von Messer und Gabel, von Spagetti und Hähnchenschenkel.
"In Deutschland werden die langen Nudeln mit Löffel und Gabel verspeist, in Italien wird aber auf dem Teller gedreht", erklärt Imhoff den staunenden Jungen und Mädchen. Jede Kultur hat ihre eigenen Regeln. Auch das gilt es zu verstehen und nicht nur im Urlaub zu beachten.
"Früher mussten Hähnchenschenkel mit Messer und Gabel auseinander genommen werden. Heute ist es sogar im Restaurant erlaubt, die Finger zu benutzen." Zeiten ändern sich, Gewohnheiten auch. Trotzdem will Höflichkeit gelernt sein.
Es geht spaßig und gut gelaunt zu in der Runde am Mittagstisch. Eigene Bedürfnisse sollen nicht unbeachtet bleiben. "Ich weiß aber nicht, ob ich die Tomatensoße mag", meint Luisa (8). Die Kinder bekommen kleine Probierportionen aufgefüllt und dürfen dann entscheiden, was sie essen wollen. Jedes Problem kann gelöst werden, ohne gegen die Regeln des guten Tons zu verstoßen.
Neben den Tischmanieren haben die Kinder schon das richtige Begrüßen und Einander-Vorstellen geübt, auch wie man sich am Telefon meldet und dass ein Handy nicht dauernd angeschaltet sein sollte. Sogar an die korrekte Falttechnik für Servietten führt Imhoff die quirlige Bande heran. Ordentlich stehen die schmetterlingsartig gefalteten Papierservietten vor den Gedecken, denn jetzt will keines der Kinder das schöne Werk auseinander nehmen. Also müssen noch mal Extra-Servietten zum Mundabwischen her.
Der Hauswirtschaftskurs der VHS hat heute gekocht. "Mengen kalkulieren und Portionen berechnen sind auch Teil der dreijährigen Hauswirtschafts-Ausbildung", meint Imhoff. Als die Kinder Hähnchen, Spagetti und Blumenkohl für lecker befinden und die leeren Teller zum Servierwagen bringen, erinnert Imhoff sie daran, dass sich die Köchinnen auch über ein Lob freuen würden. Benehmen kann so einfach sein und so viel Spaß machen.
