Apotheken und Ärzte in Langenfeld „Das E-Rezept hat noch einige Kinderkrankheiten“
Langenfeld/Monheim · Das E-Rezept ist mit dem Jahreswechsel zur Pflicht geworden. Trotz längerer Erprobungsphase kommt es jedoch immer wieder zu Pannen. Das sagen Apotheker aus Langenfeld und Monheim zu dem neuen Vorgehen.
In der Theorie sollte es eigentlich für weniger Aufwand sorgen und Zeit sparen: das sogenannte E-Rezept. Seit Anfang des neuen Jahres sind Arztpraxen dazu verpflichtet, ihren gesetzlich versicherten Patienten für verschreibungspflichtige Arzneimittel E-Rezepte auszustellen. In der Praxis hakt es laut Apothekern aus Langenfeld und Monheim jedoch noch an einigen Stellen.
Grundsätzlich funktioniere das E-Rezept laut Apothekerin Dr. Kornelia Geißler von der Rhein-Apotheke in Monheim wie folgt: „Der Arzt erstellt das E-Rezept digital aus und signiert es. Danach wird es von der Arztpraxis auf einem zentralen System gespeichert“, erklärt die Apothekerin. „Anschließend können es die Patienten bei uns in der Apotheke einlösen.“
Am einfachsten sei es, das E-Rezept über die elektronische Gesundheitskarte einzulösen. Die fungiere im Grunde wie ein Schlüssel, mit dem die Apotheke auf das System des E-Rezept-Fachdienstes zugreifen kann. Die Rezepte werden also nicht direkt auf der Karte, sondern im System gespeichert. Neben der Einlösung über die Gesundheitskarte ist es alternativ möglich, eine App zu nutzen. Auch ein Ausdruck in Papierform mit E-Rezept-Code ist weiterhin möglich.
Bereits seit etwa zwei Jahren sind Ärzte dazu in der Lage, E-Rezepte auszustellen. Laut Christopher Schneider von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein hätten Ende letzten Jahres etwa 80 Prozent der Praxen im Rheinland das System Gematik zur Ausstellung des E-Rezepts bei sich installiert.
Was in der Theorie recht einfach klingt, erweist sich in der Praxis jedoch mitunter als schwieriger als gedacht. „Das E-Rezept hat noch einige Kinderkrankheiten“, sagt Petra Schultz, Inhaberin der Hubertus-Apotheke. Dort nutzt man das entsprechende System seit Dezember vergangenen Jahres. „Momentan haben wir damit noch mehr Aufwand als früher“, schildert die Apothekerin. „Wir konnten vorher Dinge unbürokratischer lösen.“
Das sei vor allem bei Lieferengpässen von Arzneimitteln ein Problem. Sei ein Medikament in der Apotheke nicht vorrätig, sei es zuvor problemlos möglich gewesen, ein alternatives Medikament herauszugeben. Jetzt müsse man sich zuerst noch einmal mit dem Arzt absprechen. „Wir müssen erst einmal in der Praxis anrufen. Wenn der Arzt da ist, kann er ganz einfach Änderungen vornehmen, dann läuft das auch problemlos“, sagt Petra Schultz. „In der Realität erreicht man aber nicht immer jemanden in der Arztpraxis oder landet zuerst bei den Arzthelfern.“ Ein weiterer Nachteil sei, dass keine Vorabbestellungen mehr etwa für Heime oder bei Dauermedikation möglich sind.
Bereits seit Oktober nutzt auch die Adler-Apotheke am Marktplatz in Langenfeld das System des E-Rezepts. Inhaber Wolfram Kirsten verstehe, warum sich das Gesundheitssystem auf das E-Rezept umstellen soll. Man wolle unnötige Kosten vermeiden und eigentlich für weniger Bürokratie sorgen. „Für Apotheker und Ärzte ist das momentan aber kein Zeitgewinn“, schildert der Apotheker. „Natürlich sind Umstellungsphasen immer schwierig, bisher war der Zeitaufwand jedoch viel zu hoch.“
Unter den Kunden seien noch viele verwirrt, wie genau das E-Rezept funktioniert. „Außerdem können die Kunden nicht mehr sehen, was ihnen verschrieben wurde“, erklärt Wolfram Kirsten. „Wenn etwas falsch verschrieben wurde, konnten sie das vorher selbst besser erkennen.“ Dadurch sei es häufig leichter zu bemerken, wenn zum Beispiel falsche Dosierungen vorliegen.
Laut den Apothekern gebe es natürlich auch Vorteile. „Wenn die Technik reibungslos funktioniert und alles richtig verschrieben ist, läuft das recht reibungslos“, erklärt Wolfram Kirsten. „Langfristig wird es vielleicht mal eine Entlastung sein.“ Die Abläufe und Prozesse müssten sich zuerst sowohl bei Praxen und Apotheken als auch bei den Kunden noch einspielen.