Langenfeld: Der Nikolaus ist ein Kaberettist
In Langenfeld stimmt sich Wilfried Schmickler aufs Fest ein.
Langenfeld. Wer Wilfried Schmickler kennt, der mag erahnen, wie schwer dem Wahlkölner die Rolle des spießigen, angepassten Nikolaus fallen muss, ohne zwischendurch auch mal die verbale Axt entblößen zu können, um sich selbst und den ganzen Zirkus um Konventionen in Grund und Boden zu reden.
Dass er es am Samstag dennoch tat und seine Zuschauer im Schauplatz-Foyer mit kabarettistischen Hörwerken, selbst vom Blech genommenen Keksen und einem gemeinsam geleerten Fass Bier beschenkte, ist einer langen Tradition geschuldet. "Ich bin immer am letzten Wochenende vor Heiligabend in Langenfeld. Das war schon mit dem Dreigestirn so", erklärt Schmickler eine Gewohnheit, die offenbar sogar ihm als Scharfrichter unter den Kabarettisten ans Herz gewachsen ist.
Bereits früher hatte es sich Schmickler nicht nehmen lassen, bei der Dekoration für seine Auftritte im kleineren Schaustall selbst Hand anzulegen. Dort soll es übrigens im nächsten Jahr eine Neuauflage seiner verbalen Ohrfeigen und lustigen Liedchen inmitten der heimeligen Weihnachtszeit geben. "Dann gehen wir wieder zweimal in den kleinen Laden", so der Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2009.
Jetzt gab Wilfried Schmickler aber erst noch mal seine hin und wieder in Versform gegossenen, und zuweilen vertonten Hasstiraden auf Gott und die Welt zum Besten. Verschont wurde niemand. Weder "Lieblingsfeind" Guido Westerwelle, noch Weinköniginnengrabscher Rainer Brüderle oder Angela Merkel als Übermutti der Nation.
Am liebsten zelebriere er dieses therapeutische Reinigungsritual am Frühstückstisch, ließ Schmickler seine Zuhörer wissen. Nach der allmorgendlichen Selbsttherapie führe ihn sein Weg übrigens zur Bank. "Dort lasse ich mir jeden Tag mein Geld zeigen. In ganz kleinen Scheinen." Und überhaupt: Vor 30 Jahren sei doch nicht alles schlecht gewesen. Da konnte man noch für eine Mark zu zweit ins Kino gehen, sich danach volllaufen lassen und den Rest für die Rente weglegen.
Schmickler wäre nicht er selbst, hätte er nicht wieder seine mehr als 400 begeisterten Zuhörer bitterböse und sarkastisch schwindelig geredet. Zugaben gabs keine, an seinen Worten lässt der Rausschmeißer der "Mitternachtsspitzen" (WDR) nun mal nicht rütteln. Und wenn Schluss ist, dann ist eben Schluss.