Langenfeld: „Ein Zwischentief darf nicht gleich die Seele des Dorfes angreifen“
Martinus-Schule: Für die Kirchengemeinde ist Grundschule zukunftsfähig.
Langenfeld. Nur 17 Anmeldungen für das Schuljahr 2010: Der Martinus-Schule mit derzeit 117 Schülern droht das Aus. Stadtverwaltung und viele Lokalpolitiker zeigen sich ob des negativen Rufs der katholischen Grundschule Richraths überrascht. Raimund Gladbach, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St.Martin sieht darin Ausreden. "Es kann doch nicht sein, dass Stadt und Politiker schlafen und die Anmeldezahlen nicht vorhersehen konnten", sagt er. Dass die Schule ein Problem hatte, sei doch länger bekannt gewesen.
Nachdem sich Kirchenvertreter am Dienstag mit Lehrern und Schulverein getroffen hatten, um das weitere Vorgehen abzustimmen, tagte am Donnerstag der Kirchenvorstand. Der bezieht jetzt öffentlich Stellung. "Der Schock der Existenzbedrohung für die Schule ist den Richrathern buchstäblich in die Knochen gefahren", sagt Gladbach. Er spielt damit auf die etwa 260 Solidaritäts-Unterschriften an, die Bürger am Stand der Schule beim Richrather Weihnachtsmarkt abgegeben hatten. Die Aktion läuft in Geschäften des Ortsteils weiter. Entscheidend für die Bestandssicherung ist für den Schulausschuss aber allein, dass sich bis Anfang Februar Eltern finden, die noch fünf Kinder am Zehntenweg anmelden.
Für Gladbach stehen an der Schule alle Zeichen auf Aufbruch. "Die Pensionierung einer Lehrerin bietet die Chance auf Verjüngung der Lehrerschaft. Die Vorschulkinderzahlen in beiden katholischen Kindergärten betragen im nächsten und übernächsten Jahr jeweils circa 50. Auch Kinder aus anderen Kindergärten werden für gewöhnlich an der Martinus-Schule angemeldet. Also sind Anmeldezahlen von jeweils 36 in den nächsten beiden Jahren realistisch", heißt es in dem auch von Pastor Gerhard Trimborn unterzeichneten offenen Brief.
Der Heilige Martin sei in Richrath nicht nur eine "Kirchenbezeichnung", sondern mit der Seele des Dorfes eng verbunden. "Darf ein zahlenmäßiges Zwischentief in der Lage sein, die Seele eines Dorfes anzugreifen?", fragen Trimborn und Gladbach. Sie appellieren an Politik und Schulaufsicht: "Jeder Mensch und jede Institution, die mit Menschen zu tun hat, besitzt den Anspruch auf eine zweite Chance. Eine traditionsreiche Schule, die die Probleme der Vergangenheit abgelegt hat, fragt nun danach." HBA