Langenfeld: In die Freiheit geschlängelt

Strumpfbandnatter: Der Polizei wurde ein nicht alltägliches Fundtier übergeben. Der Halter könnte nahe der Grenzstraße wohnen.

Langenfeld. Die Polizisten staunten nicht schlecht, als sie ihr Gegenüber am Montagnachmittag in den auf die Wache mitgebrachten Karton schauen ließ: Dort züngelte ihnen eine etwa 70Zentimeter lange Schlange entgegen. Das orange-schwarz-silbrig gestreifte Reptil hatte ein Langenfelder (Mitte50) in der Nähe der Grenzstraße entdeckt und mitHilfe der Schachtel eingefangen. Irgendwo in der näheren Umgebung muss sich das Kriechtier aus seinem Terrarium in die Freiheit geschlängelt haben.

"Streunende Hunde bekommen wir öfter, aber eine Schlange hatten wir noch nicht", sagt Wachleiter Hubert Ibisch. Wie immer, wenn ein Fundtier bei den Ordnungshütern, der Feuerwehr oder der Stadtverwaltung landet, wurde auch diesmal der Tierrettungsdienst NRW gerufen, um die Schlange zu versorgen. Die Behörden haben mit dem Langenfelder Kai Schlimme (45) einen Vertrag geschlossen. Und der Mann, der sich seit 25Jahren mit Tieren beschäftigt, wusste, was zu tun ist: Behutsam setzte er das Reptil in eine Transportbox um.

"Das ist keine Kalifornische Königsnatter, wie zuerst vermutet, sondern eine Strumpfbandnatter. Die ist ungiftig", sagt er gestern. Ihren Namen verdankt die entfernte Verwandte der Ringelnatter ihren hell abgesetzten Rücken- und Seitenstreifen. Und in Feuchtgebieten hält sich die Nordamerikanerin genauso gerne auf wie ihre mitteleuropäische "Schwester". Die Strumpfbandnattern sind bei Terrarien-Freunden beliebt, weil sie meist tagaktiv und neugierig sind sowie mehr als zwölf Jahre alt werden können.

Kai Schlimme warnt davor, Schlangen selbst einzufangen: "Da sollte man lieber die Finger von lassen. Es gibt nicht wenige Leute, die Giftschlangen halten, und auch die können mal stiften gehen." Der Biss eines solchen Exemplars kann Lebensgefahr bedeuten. Der erfahrene Tierfänger rät: "Rufen Sie lieber die Feuerwehr oder gleich mich an."

Zwei Wochen lang will Schlimme die Natter selbst pflegen. "Danach schaue ich zu, dass ich sie in sachkundige Hände abgeben kann", sagt er. Erste Ansprechpartner sind auf Schlangen eingerichtete Tierheime, aber auch der Aquozoo in Düsseldorf.

"Mit dessen Hilfe haben wir auch schon eine Giftschlange und zehn Schlangenbabys in Pflege vermitteln können", sagt Christian Benzrath, Leiter des Ordnungsamtes. Auch Echsen seien schon gefunden worden. Benzrath: "Ich habe aber den Eindruck, dass der Boom für exotische Haustiere vorüber ist."

Eine Einschätzung, die Dr.Norbert Kruse, Leiter des Kreisveterinäramtes Mettmann, teilt: "Von 330 Tierschutzanzeigen im vergangenen Jahr betrafen 50 Exoten. Die Zahl stagniert, es gibt keine Steigerungen mehr."