Langenfeld Bücherschränke in Langenfeld werden gut angenommen
Langenfeld. · Die öffentlichen Bücherschränke setzen keinen Staub an. In Corona-Zeiten wird wieder viel geschmökert. Die Stadt möchte weitere davon in Berghausen und Wiescheid aufstellen.
Christiane Ratajczak ist auf der Suche nach Bestsellern. Nicht etwa im Bücherladen, sondern im öffentlichen „Bücherschrank“ in Richrath. Auf dem Kirchplatz kann man beliebig kostenlos Bücher mitnehmen oder eigene einstellen. Christiane Ratajczak wird wie so oft fündig: Sie entdeckt den Thriller-Autor Michael Robotham mit „Die andere Frau“ und das Autorenteam Sarah Lotz und Louis Greenberg mit „Under Ground“. Außerdem nimmt sie noch eine CD von Hermann van Veen mit, die eigentlich nicht in den „Bücherschrank“ der Stadt gehört. Auch Laith (12) durchsucht die Bestände. Er liest gerne, am liebsten spannende Sachen. Dass der Bücherschrank in Richrath direkt an seiner Bushaltestelle steht, passt prima.
„Ja“, bestätigt Dr. Hella Sabrina Lange, bei der Stadt für den kostenlosen Büchertausch zuständig, „diese Schränke werden wahnsinnig gut angenommen.“ Offenbar kommen in Corona-Zeiten mehr Menschen zum Lesen als vorher, denn die Resonanz steigt. Deshalb wird es außer den städtischen Bücher-Tausch-Inseln am Kirchplatz in Richrath, am Berliner Platz und am Konrad-Adenauer Platz sowie am Reusrather Platz nun noch in Wiescheid und Berghausen einen geben. Das lässt die Stadt sich etwas kosten. Jeder Bücherschrank wird von dem Steinbildhauer Hartmut Hegener in L-Form individuell gestaltet und kostet 6500 Euro.
Der Inhalt wird von Paten überwacht. „Angelique-Romane, Konsalik, Simmel und Reader’s Digest gehören nicht in den Schrank“, sagt Lange. Das Ehepaar Christa und Herbert Hölzenbein hat das Angebot in Richrath im Blick und findet direkt auch Flyer von einer Sekte, Journale und zerlesene Bücher, die die beiden schnell aussortieren.
Kaputte und rechtspolitische Exemplare werden entfernt
„Uralt-Schätzchen wie Pilcher oder Cronin, oder Wachturm und Propagandablättchen der Scientologen sowie rechtspolitische Exemplare nehmen wir sofort raus“, sagt Christa Hölzenbein. „Auch was zerfleddert oder verstaubt ist“, fügt ihr Mann an. So einen Bücherschrank hätten sie sich schon immer in Richrath gewünscht, sagen sie.
Tatsächlich trifft man an jedem Bücherschrank jemanden, der ein bisschen schmökert. „Die soziale Gemeinschaft, dass die Menschen sich treffen und über Bücher austauschen, finde ich wunderbar“, sagt Hella-Sabrina Lange. Auch Christine Ratajczak kommt mindestens einmal in der Woche nachschauen, ob sie etwas Geeignetes zum Lesen findet. „Ich verzichte nämlich bewusst auf einen Fernseher“, sagt sie. Die Bücherfreundin fährt bisweilen sogar extra mit dem Bus am Bücherschrank vor. Maximal fünf Bücher sollte man übrigens einstellen oder mitnehmen. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass so der Buchfluss am besten funktioniert“, sagt Lange.
Die Pflege der Schränke liegt in den Händen von ehrenamtlichen Paten wie den Hölzenbeins. Wie sie kommt jeden Tag ein anderer Pate und kontrolliert den Bestand, immerhin bis zu 220 Bücher pro Schrank, stempelt die Exemplare mit dem Begriff „Kostenlos“, damit nicht auf dem Flohmarkt verkauft wird, was andere für ihre Mitbürger spenden, sagt Christa Hölzenbein. Solche Paten werden übrigens auch noch für den neuen Schrank am umgestalteten Konrad-Adenauer-Platz gesucht. Einmal im Monat werden die Regale von der Stadt professionell sauber gemacht.
Auch die Arbeiterwohlfahrt hat am Siegfried-Dißmann-Haus eine Büchertauschbörse eingerichtet. Auf dem Gelände der LVR-Klinik gibt es einen privaten Standort.