Langenfeld: Weihnachtsengel - „Man muss etwas für die tun, die Heiligabend alleine sind“

Für Einsame organisieren Walburg Leistner und Esther Kim am 24. Dezember ein Fest mit viel Wärme.

Langenfeld. Weihnachten - Fest der Freude, Fest der Familie. Weihnachten unter dem geschmückten Baum mit den alten Liedern, mit Gedichten und Geschichten. Eine Wunschvorstellung, denn oft genug gibt es die Weihnachtsidylle nicht. Wer das ganze Jahr über einsam ist, der ist es an Weihnachten erst recht. Walburg Leistner ist das oft durch den Kopf gegangen. "Man muss was für diejenigen tun, die Weihnachten allein sind", hatte sie sich nach dem Tod ihrer Eltern gesagt. Jetzt, ohne Familienpflichten, wollte sie etwas für Einsame tun.

Ähnliche Projekte waren schon in Opladen und Solingen gut gelungen, warum nicht in Langenfeld. Hilfe fand sie bei der Kantorin der Erlöserkirche Esther Kim, die die selbe Idee hatte. Für den Heiligabend richten die beiden im Gemeindezentrum der Erlöser-kirche eine weihnachtliche Feier aus. Dort wird gemeinsam gesungen, vorgelesen und gegessen. "Ziel ist die Gemeinschaft", sagt Walburg Leistner, "jeder kann zur Feier beitragen".

Schon Mitte des Jahres hat man begonnen, die Feier bekannt zu machen. In den Pfarrnachrichten und Gemeindebriefen der evangelischen und katholischen Gemeinden, aber auch im Rathaus, bei der Volkshochschule, bei Sportgruppen und beim Sozialdienst katholischer Frauen.

"Die Hemmschwelle ist allerdings groß", sagt Leistner, pensionierte Realschullehrerin. "Die Leute sollten sich einfach trauen zu kommen. Es gibt mit Sicherheit viele, die vor allem an Heiligabend einsam und allein sind." Das können Singles sein, junge Menschen, die Krach in der Familie haben, Alleinerziehende, Ältere.

Walburg Leistner wählt gerne das Gleichnis vom Gastmahl. Gastgeber Jesus hatte zum Essen eingeladen, kein Gast kam, alle hatten eine Entschuldigung. Der Tisch war gedeckt und so ging der Gastherr an die Hecken und Zäune und lud alle in sein Haus ein. "Alle sind eingeladen", sagt Leistner. Jeder kann zum Gelingen des Abends beitragen. "Wir möchten, dass jeder eine Kleinigkeit zu essen mitbringt, etwas Käse, Brot oder Salat. Wir wollen singen und uns Geschichten und Gedichte vorlesen. Wir wollen gemeinsam etwas gestalten."

Esther Kim als Kantorin begleitet die Weihnachtslieder musikalisch. Walburg Leistner hat schon längere und kürzere Geschichten ausgesucht. Viele mit überraschenden Pointen. Alle hätten etwas Tröstliches oder Frohes an sich, verspricht sie. Die Resonanz ist noch nicht so groß. Anmeldeschluss ist eigentlich Samstag. Doch so eng sehen es die Organisatorinnen nicht. "Wem am 24. Dezember die Decke auf den Kopf fällt, der ist uns willkommen, ob angemeldet oder nicht", sagen sie. Und wenn sie nur zu fünft im Gemeindesaal feiern würden, es wären doch immerhin einige, die Heiligabend nicht alleine wären.