Langenfelds Narren strahlen mit der Sonne
Der Karnevalszug durch die Innenstadt lockt Zehntausende Besucher an. Für die Polizei und Hilfsorganisationen war die Einsatzlage ruhig.
Langenfeld. Mit Kaiserwetter und mächtig guter Laune feierten die Langenfelder Jecken am Samstag ihren Umzug durch die Innenstadt. Rund 1500 aktive Teilnehmer und Zehntausende am Straßenrand verwandelten die City in eine einzige große Partyzone.
Als erster Wagen setzte das Festkomitee mit seinem an eine ägyptische Gottheit erinnernden Wagen hohe Ansprüche an jene, die folgen sollten. Und die Wagenbauer ließen sich nicht lumpen. Bunt und fröhlich schien das übergreifende Motto zu sein, egal ob neu konstruiert oder — wie der fahrbare St.-Martin-Kirchturm der Grundschule Richrath Mitte — seit etlichen Jahren immer wieder mit dabei.
Die Frauen des HSV marschierten in Zirkuszeltkostümen mit — der Farbhit des Tages! Die Gruppe „Zirkus Post“ hatte „wilde Tiere“ in ihren als Käfig gebauten Wagen gesperrt. Mit einem Augenzwinkern griffen die St. Hubertus-Schießfrauen den kölschen Oberbürgermeisterinnen-Rat auf, aus Sicherheitsgründen eine Armlänge Abstand zu halten: Als Hexen mit brodelndem Kessel forderten sie für sich eine Besenlänge Abstand.
Dabei hatte jede Truppe die ein oder andere Botschaft an die Jecken, ob es nun um den Standortwechsel der städtischen Gesamtschule oder einfach nur um den Spaß an der Freud ging. Wie es sich zum Karneval gehört, flogen auch in diesem Jahr tonnenweise Kamelle. Die Jecken am Straßenrand schunkelten, sangen, feierten und freuten sich über ausgefallenes Wurfmaterial wie „Rauchpeitschen“ oder „Mickey Maus“-Hefte. Und wenn der Zug einmal ins Stocken geriet, tat das der Partystimmung keinen Abbruch.
30 Pferde begleiteten diesmal die Tollitäten auf ihren Prunkwagen: Prinz Andre I. und Prinzessin Sophie I. sowie Kinderprinz Jan I. und Prinzessin Janina II. Das passte gut zum Zoo und zum Zirkus. Wie auch die vielen Ganzkörpertierkostüme in Narrengetümmel. Aber nicht alle warfen sich in tierische Schale. Karnevalist Robin etwa ging als Zauberlehrling Harry Potter. „Eine Idee meiner Freundin, die selbst als Hermine mit ihren Freundinnen unterwegs ist“, sagte der 21-Jährige mit Posteule Hedwig auf der Schulter. Auch eine Gruppe Fischbrötchen tummelte sich im bunten Treiben.
Viele andere Jugendliche waren als Soldaten der amerikanischen Spezialeinheit SWAT verkleidet: in schwarz mit schusssicheren Westen oder in dunkelgrünen Fliegeroveralls. Warum so „militant“? „Das Kostüm ist praktisch“ lautete eine Standard-Antwort.
Die echte Staatsgewalt kontrollierte schon weit vor Zugbeginn die Ausweise und Rucksäcke jugendlicher Jecken. Laut Polizei gab es nur ganz vereinzelt besondere Vorkommnisse. So wurde ein junger Mann, der zu tief ins Glas geschaut hatte und zu randalieren drohte, an der Markthalle aus dem Verkehr gezogen. Auch die Langenfelder Malteser hatten einen vergleichsweise ruhigen Tag. „Das war dank des sonnigen und trockenen Wetters ein schöner Einsatz, denn wir hatten nicht viel zu tun“, erklärte Einsatzleiter Markus Arenz. An den insgesamt zehn Unfallhilfsstellen mussten lediglich 31 Blessuren behandelt werden. Elfmal kamen die Rettungs- und Krankenwagen von DRK und Maltesern zum Einsatz. „Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und dem städtischen Krisenmanagement hat hervorragend funktioniert“, sagte Marcel Perschel vom DRK. Insgesamt waren 67 Helfer und Sanitäter von DRK und Maltesern vor Ort.
Besucher bestätigten den Eindruck einer friedlich-fröhlichen Narrenparty. So etwa Urgestein Willi, der als Clown kostümiert war: „Ich komme seit Jahren hierher, es ist heute sehr schön“, sagte der 72-Jährige. Auch Studentin Maren (23) zeigte sich zufrieden: „Der Zug war in diesem Jahr länger als sonst — kann das sein?“, fragte die ganz in blau gekleidete junge Frau mit venezianischer Maske.