Monheim Kopf einer Schleuser-Bande verhaftet

Monheim · Das städtische Übergangswohnheim an der Niederstraße war eines von vier Objekten in Monheim, Düsseldorf, Duisburg und Gelsenkirchen, die am Montagabend und Dienstag von 80 Beamten der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Rostock Wohnungen durchsucht worden sind.

Im Übergangswohnheim wurden zwei Personen verhaftet: Ein Bewohner und der Kopf der Bande, der eigentlich in Duisburg wohnt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In Monheim wurden dabei zwei Haftbefehle vollstreckt, unter anderem gegen den Kopf einer Schleuser-Bande, einen 41-jährigen Libanesen, der in Duisburg wohnt, wie Torsten Tamm, Sprecher der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt mitteilt. Auch ein Bewohner der Unterkunft sei dabei festgenommen worden, erklärt Sebastian Johnen, Leiter des Bereichs Sicherheit und Ordnung der Stadt Monheim. In der Unterkunft sei auch eine Waffe sichergestellt worden, so Polizeisprecher Tamm.

Der verhaftete Libanese gilt nach Auskunft der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft Duisburg als einer der Köpfe der Bande, die von Duisburg aus eine Vielzahl von Schleusungen organisiert hat. Die Gangster sollen Flüchtlingen versprochen haben, sie vom Libanon aus mit dem Schiff über das Mittelmeer nach Italien zu bringen und von dort aus weiter nach Deutschland. Dafür verlangten sie 6000 US-Dollar, wobei die Flüchtlinge die Hälfte bereits vor Antritt der gefährlichen Überfahrt zahlen mussten.

Bereits seit Mai ermittelt die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Rostock gegen insgesamt fünf Beschuldigte libanesischer, syrischer und marokkanischer Staatsangehörigkeit im Alter von 18 bis 41 Jahren wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern mit Todesfolge, wie es in einer gemeinsamen Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Duisburg und der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt heißt.

Ermittler stellten umfangreiches Beweismaterial sicher

In einem Fall nämlich soll es im September 2022 bei einer Überfahrt aus dem Libanon nach Italien zu einem tragischen Unglück gekommen ein. Das nicht seefähige Schiff sei vor der syrischen Küste gekentert und untergegangen. Von den etwa 170 an Bord befindlichen Menschen seien mehr als 100 umgekommen, heißt es darin weiter.

Bei den Durchsuchungen haben die Ermittler der Bundespolizei laut Pressemitteilung umfangreiche Beweismittel sichergestellt, darunter Mobiltelefone, eine Vielzahl von Speichermedien, Laptops, Tablets sowie Bargeld in Höhe von rund 6000 Euro. Die verhafteten Personen seien am Amtsgericht Duisburg vorgeführt und in die JVA eingeliefert worden. Es werde weiter ermittelt.

Die Stadt Monheim habe – was bei bundespolizeilichen Ermittlungen im Übrigen nicht unüblich ist – keinerlei Information über den Einsatz im Vorfeld gehabt, wie Johnen erklärt. „Wir wurden über die Polizeidienststelle Monheim im Rahmen der kollegialen Zusammenarbeit im Nachgang kurz informiert.“

Er sei bisher nicht über den Vorgang informiert, erklärt Caspar Offermann, Geschäftsführer des SKFM. Der Verein ist im Auftrag der Stadt für die Beratung und Begleitung obdachloser Menschen innerhalb der städtischen Notunterkünfte und die dort lebenden Flüchtlinge zuständig. „Dort kommt es immer mal wieder zu Einsätzen von Landes- und Bundespolizei“, berichtet er. Letztere sei ja auch für Abschiebungen zuständig. Trotz Gewaltschutzkonzept und Sicherheitspersonal sind aber die beschriebenen kriminellen Machenschaften offenbar im Verborgenen geblieben.

(elm)