Monheim: Das Jahr der Sensation, der Possen und der guten Laune
Monheim war bundesweit ein Thema nach dem Peto-Sieg. Ein Streit in der CDU brachte den Stein endgültig ins Rollen. Bei IMR bewiesen die Politiker ihr Wendegeschick. Die Stadt blieb eine jecke Hochburg.
Monheim. Wer in diesen Tagen fragt: Wann haben wir zuletzt so richtig Schnee gehabt wie kurz vor Weihnachten? Nun, tatsächlich fielen Anfang des Jahres in der Nacht zum 5. Januar mehr als zehn Zentimeter Schnee. Es folgten Minustemperaturen von bis zu zehn Grad. Schon vergessen? Kann passieren.
Und manch’ ein Bürger fragte sich auch bei Monheims Politikern mit Blick auf den Recycler IMR in diesem Jahr: Schon vergessen? Denn es war schon kurios, was da passierte. Erst wird die Ansiedlung im Rheinpark auf 40.000 Quadratmetern einstimmig beschlossen.
Dann regt sich allmählich Widerstand bei Anwohnern, die Angst vor Lärm- und Staubbelastung haben. Der Rat beschäftigte sich auf einer Sondersitzung vor rund 200 Bürgern wieder mit IMR. Plötzlich waren nur noch einige CDU-Leute für IMR. Die Mehrheit beauftragte die Stadt mit der Rückabwicklung. Hinter verschlossenen Türen wurde es Anfang Dezember der Politik vorgelegt.
Die WZ berichtetete exklusiv: 2,6 Millionen Euro. Der dickste Batzen ist der Kaufpreis mit 1,5 Millionen. Geltend zu machende Produktionsausfälle sind auch nicht ohne. Und das bei rund 100 Millionen Euro städtischer Schulden.
Zu einer weiteren Posse wurde einmal mehr der Kiosk in der Unterführung Friedrichstraße. Für die 19-Quadratmeter-Bude wurden um die 260.000 Euro öffentlicher Gelder ausgegeben. Er sollte der sozialen Kontrolle dienen - und ist seit einigen Wochen zum zweiten Mal geschlossen. "Der leer stehende Luxus", titelte die WZ exklusiv.
"Hör mer op zu lamentiere - kumm loss mer laache, danze, fiere", nahmen die Karnevalisten es einmal mehr mit Humor. Und das Wetter spielte Rosenmontag auch mit. Prinz HelmutII. und seine Annegret wurden von rund 50.000 Jecken umjubelt. Beim Baumberger Veedelszoch tags zuvor hieß es: "Für alle ein Gewinn, dat jecke Dörp am Rhing".
Das Zeug für den Karneval hatte auch die Zahl der Bürgermeisterkandidaten. Es waren nicht weniger als sieben, die ins Rennen gingen. Ausgelöst hatte eigentlich alles ein CDU-interner Streit. Einige Fürsten wollten auf Biegen und Brechen "Parteifreundin" Marion Prondzinsky verhindern.
Es kam zur Kampfabstimmung gegen den aus Wülfrath geholten Tim Brühland, der hauchdünn siegte. Es war ein Pyrrhussieg für die Gruppe um Thomas Dünchheim. Das bürgerliche Lager zerbrach. Marion Prondzinsky trat als Unabhängige, getragen von der FDP, an. Es ebnete endgültig den Weg für eine politische Sensation: Peto.
Nach dem totalen Wahltriumph mit Bürgermeisteramt und gemeinsam mit der CDU stärkster Fraktion war Monheims Peto bundesweit in den Medien.
Nach der Wahl ist vor der Wahl - das traf beim Sportstättenkonzept besonders zu. Mit den neuen Mehrheiten war und ist das ursprünglich von CDU und FDP favorisierte Modell mit dem Verkauf des Jahnplatzes und der Bezirkssportanlage Bregenzer Straße vom Tisch. Woher freilich nun das Geld für Sanierung und Neubau von Anlagen kommen soll, konnte in den ersten Ratssitzungen in neuer Besetzung auch noch nicht gesagt werden.
Eng verbunden mit der Diskussion um das Sportstättenkonzept war auch durchs Jahr Andreas Zauche. Als Vorsitzender des BTSC und Chef des Stadtsportverbandes hatte er Gewicht. Dann kam der Vereinsstreit des Jahres. Im Oktober wurde zu einer Sonderversammlung geladen. Auf der wollte Zauche eigentlich Stephan Schuhen, sportlicher Leiter der mehr als 1.200 Mitglieder, aus dem Vorstand schmeißen.
Der hatte ein Gegenteam aufgestellt - und wurde gewählt. Zauche und seine Frau traten aus dem BTSC aus. Die Statuten des Stadtsportverbandes sehen vor, dass nur ein Mitglied eines angeschlossenen Vereins eine Funktion übernehmen darf. Also musste Zauche auch diesen Posten räumen.