Monheim: Die Ära König geht zu Ende

Karl König gibt sein Geschäft auf. 100 Jahre war der Schreibwarenladen in Familienhand.

Monheim. Es ist eine Institution: das Schreibwarengeschäft König. Seit mehr als 100 Jahren gibt es dort Stifte, Blöcke, Umschläge und was man sonst noch alles am Schreibtisch benötigt. Damit ist jetzt bald Schluss - zumindest aus der Hand des Chefs persönlich.

"Ich bin es leid." So resigniert erlebt man Karl König selten. Normalerweise sprüht das Monheimer Urgestein vor Enthusiasmus. Seit Jahrzehnten prägt er das Stadtleben mit seiner Politik und seinem Engagement, aber wenn man ihn über sein Geschäft sprechen hört, dann weiß man, dass der Wandel der Zeit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist.

"Jeden Morgen sehe ich den Wagen der Post voll mit Paketen von Amazon." Bereits vor zwei Jahren hat er den Bücherverkauf eingestellt, jetzt soll für ihn auch Schluss mit Kulis und Füllern sein. "Ich habe 60 Jahre lang gearbeitet. Das muss reichen. Jetzt sind andere dran", sagt der 73-Jährige.

In den 50er Jahren ließ er sich zum Buchhändler ausbilden. Seine ersten Erfahrung sammelte er in einer Buchhandlung in Köln. "Damals habe ich im ersten Lehrjahr 20 Mark bekommen", erinnert er sich lachend. "Das muss man sich mal vorstellen."

Die besten Geschäftszeiten erlebte König in der 60er-Jahren. 1967 eröffnete er den Laden an der Krischerstraße - und die Bücher gingen weg wie warme Semmeln. "Wir dachten, die Bäume wachsen bis in den Himmel. Zuwachsraten von 17 Prozent. Heute ist man ja froh, wenn das Geschäft nicht in den Keller geht."

Das Besondere an seinem Laden war seit je her der Service. König und seine Angestellten kennen ihre Produkte ebenso gut wie ihre Kunden. "Aber auch die mussten sich an vieles gewöhnen", sagt der Eigentümer. Nahezu bahnbrechend war in den 60er-Jahren der Schritt zur Selbstbedienung. "Vorher wurde ja immer alles am Tresen ausgegeben."

50 Jahre lief das Büchergeschäft gut. Vor zwei Jahren stellte er es ein und konzentriert sich seitdem nur noch auf Schreibwaren. "Das Problem ist die Einzelhandelspolitik in Monheim", sagt Karl König. Bis in die 80er-Jahre wäre sich darum gar nicht gekümmert worden. Das Ergebnis: Es sei falsch geplant worden und immer mehr Läden haben schließen müssen, weil sie von Ketten verdrängt seien.

Ganz geschlagen will man sich aber dennoch nicht geben. Denn König gibt den Laden nicht komplett auf, sondern nur weiter. Ab Oktober wird Doris Hobden das Geschäft übernehmen. Sie ist seit 30 Jahren beim Bücher-König angestellt und kennt die Chancen, aber auch die Tücken des Ladens genau. "Wir werden umbauen, mehr Trend-Artikel verkaufen und wieder Bücher ins Angebot nehmen", sagt die 48-Jährige. Die Banken musste sie von ihrem Plan mühsam überzeugen, "aber ich bin mir sicher, dass ein solcher Laden in Monheim existieren kann."