Monheim: Fußball als soziales Training

Aktion: Mit Mitteln des Bundes und der Europäischen Union wird ein Projekt gefördert, in dem straffällige Jugendliche durch Sport integriert werden sollen.

Monheim. Eigentlich wollte Sozialarbeiter Jürgen Timm ein ganz anderes Fußballturnier organisieren. In der Sporthalle der ehemaligen Wilhelm-Busch-Schule an der Friedenauer Straße sollten junge Mannschaften aus dem Berliner Viertel auf zwei Teams aus der Jugendstrafanstalt Heinsberg treffen.

"Da gibt es aber gerade nicht genug Fußballspieler im offenen Vollzug", berichtet der Düsseldorfer. Timm legte seinen Fußballtag deshalb kurzerhand mit dem traditionellen Hallenfußballturnier des Hauses der Jugend zusammen.

Timm organisiert soziales Training für Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Die Jugendrichter brummen den jungen Leuten solche Kurse auf, wenn eine Ermahnung zu mild wäre, Arrest aber zu weit ginge. Bei Timm bestehen die samstäglichen Stunden aus Fußballtraining.

"Wir haben Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Hintergründen: deutsch, marokkanisch oder türkisch", berichtet er. Ziel sei die Integration: Das heiße, dass die Gruppen etwas gemeinsam unternehmen sollen. "Wir machen denen klar, dass der Kurs eine Chance ist. Beim nächsten Mal gibt es vielleicht schon Arrest", erzählt Timm.

In der Sporthalle Falkenstraße treten zehn Mannschaften aus neun Jugendfreizeiteinrichtungen gegeneinander an. Teams aus Monheim, Hilden, Garath, Leverkusen und Heiligenhaus sind dabei "Die Jugendlichen sollen andere Gruppen kennen lernen", erklärt Sozialarbeiter Mustafa Akgül vom Haus der Jugend.

Seit 36 Jahren organisiert er das jährliche Turnier. Gewinnen wolle jeder, aber: "Es geht um Fairness - bei allem Engagement", macht Akgül klar. Timm findet, das funktioniere in seiner Gruppe: "Wenn einer foult, gibt er es normalerweise gleich zu. Dann kann’s nach dem Freistoß weitergehen."

Wenn doch mal ein Teilnehmer aggressiv auftrete, reagiere die Gruppe sofort: "Der kommt dann vom Spielfeld, und wir sprechen drüber", erzählt Timm. Viele vom Sozialkurs gehen in einen der Monheimer Jugendtreffs. Die Gruppenleiter tauschen sich jeweils über die Fortschritte ihrer Mitglieder aus, ermutigen die Jugendlichen, Sport im Verein anzufangen.

Kursteilnehmer Sammy, Abdila und Mabil finden: "Das Training ist eine tolle Sache." Und eine gute Alternative zu einer Arreststrafe: Fußball geht von 11 bis 14 Uhr, danach ist der Samstag noch frei. "Man geht auch freitags eher schlafen, damit man am Samstag fit ist", ergänzt der 16-jährige Sammy.

Einen neuen Versuch, Monheimer Jugendliche mit Fußballgegnern aus dem Strafvollzug zusammenzubringen, will Timm im Dezember angehen. "Vielleicht machen wir das dann in Heinsberg und besichtigen dabei das Gefängnis", überlegt der Sozialarbeiter. Eines der Ziele des Kurses sei schließlich die Abschreckung vor weiteren Taten.