Monheim: Graue Feder verliert gegen Zauneidechsen
Die Stadt hatte bereits grünes Licht gegeben für das Indianer-Camp an der Tongrube nahe dem Knipprather Wald. Jetzt verhindert eine Population der geschützten Reptilien das Projekt.
Monheim. Lacerta Agilis ist ihr lateinischer Name. Sie wird zwar nur maximal 24 Zentimeter lang, aber sie hat Einfluss: die Zauneidechse. Denn das Reptil steht auf der Liste der geschützten Arten. Lacerta Agilis gibt es laut Unterer Landschaftsbehörde auch auf einem 3000 Quadratmeter großen städtischen Gelände an der Tongrube nahe dem Knipprather Wald. Was Echsenfreunde freuen mag, ist für Giuseppe Porcasi eine Hiobsbotschaft. Der Düsseldorfer wollte auf dem Gelände ein Indianer-Camp für den Abenteuerspaß direkt vor der Tür errichten. Der Traum ist jetzt geplatzt.
Dabei hatte Häuptling Graue Feder, wie sich Porcasi in seiner zweiten, roten, Haut nennt, bereits alle nötigen Genehmigungen der Stadt. Sein Camp sollte sogar in das Mo.Ki-Projekt (Monheim für Kinder) integriert werden. Dann kam ein Schreiben des Kreises Mettmann. Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde hatten in der Nähe des Grundstücks eine Ortsbegehung. "Da haben sie sich mal genauer umgeschaut und die Echsen gefunden", erläutert Michael Kraus von der Stadtverwaltung. Die Betonung im Schreiben aus Mettmann liegt dabei auf "Population". Denn wäre lediglich die Rede von einer Zauneidechse gewesen, hätte das noch nicht viel zu bedeuten gehabt - so Kraus. Aber die Wertung "Population" gebe dem Indianer-Camp keine Chance mehr an dem Platz. Eine Umsiedlung wird gar nicht erst in Erwägung gezogen.
Dabei wollte man sich in Reihen der Stadt keineswegs direkt geschlagen geben. "Aber ein Anwalt hat gesagt, dass wir uns da die Zähne ausbeißen. Die Echse ist streng geschützt.", schildert ein enttäuschter Kraus. Auch Petra Mackenbrock von der städtischen Wirtschaftsförderung, die das Projekt vorangetrieben hatte, ist frustriert. "Die ganze Arbeit war umsonst. Aber besonders leid tut mir Herr Porcasi."
"Die Geschichte hat einen sehr komischen Beigeschmack", ist besagter Giuseppe Porcasi fassungslos. Was ihn besonders stutzig macht: "Der Kreis Mettmann war informiert. Alles ging seinen geordneten Weg. Plötzlich schauen die sich einfach mal so das Gelände an und finden diese Zauneidechsen. Was für ein Zufall", kritisiert er ironisch.
Was weder der Stadt noch Porcasi einleuchten mag: Auf dem Grundstück fahren regelmäßig schwere Fahrzeuge des Waldbesitzers Nesselrode. Baumstämme werden dort gestapelt. "Stört das die Echsen nicht viel mehr?", wird gefragt. Die Untere Landschaftsbehörde war am Freitag nicht zu erreichen. Bei allem Frust könnte es für das Indianer-Camp eine Alternative geben: den Rheinbogen.