Monheim: Jugendamt sucht starke Pflegefamilien für den Notfall
Wenn Kinder schnell aus ihren Familien geholt werden, mussten sie bislang oft nach Düsseldorf umziehen.
Monheim. Wenn ein Kind nicht mehr länger in seiner Familie bleiben kann, muss es schnell gehen. Bislang hat das Monheimer Jugendamt dann die Awo oder die Diakonie Düsseldorf um Hilfe gebeten. Diese Träger halten Bereitschafts-Pflegefamilien vor, die im Notfall einspringen. Die Stadt zahlt dafür einen Tagessatz.
Nun aber möchte sie selbst Familien für die Bereitschaftspflege in Monheim anwerben, um den Kindern einen Stadtwechsel zu ersparen. "Es geht darum, dass ältere Kinder weiter in ihren Kindergarten und die Schule gehen können. Außerdem ist so der Kontakt zu den leiblichen Eltern einfacher", erklärt Gudrun Scheckler-Dräger vom Jugendamt.
Denn Bereitschafts-Pflegefamilien unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von klassischen Pflegefamilien. Die Kinder kommen aus einer Akutsituation, sind nicht selten traumatisiert. Zudem ist von Anfang an klar, dass sie die Familie verlassen werden. Nur wann, ist meist offen. "Die Familien müssen es schaffen, eine Bindung zu dem Kind aufzubauen, aber es auch wieder gehen lassen zu können", sagt Gudrun Scheckler-Dräger.
Da meist noch nicht klar ist, ob die Kinder in eine klassische Pflegefamilie, in ein Heim oder wieder zurück zu ihrer leiblichen Familie kommen, gibt es häufigen Kontakt zu den Eltern. "Die Bereitschafts-Pflegeeltern nehmen an regelmäßigen Gesprächen mit den leiblichen Eltern teil und sind auch bei den Treffen mit dem Kind dabei", erklärt Scheckler-Dräger.
Hinzu kommt, dass die Familie auf Abruf bereit stehen muss. Tritt der Notfall ein, werden sie informiert und müssen das Kind sofort aufnehmen.
Bereitschafts-Pflegefamilien sollten folgende Kriterien erfüllen: "Sie brauchen keine pädagogische Ausbildung, sollten aber ein stabiles Familienleben haben. Die eigene Familie wird durch den Neuzugang ganz gut durcheinander gewirbelt", sagt die Expertin. Außerdem sei es wichtig, dass ein Elternteil zu Hause ist, um viel Zeit mit dem Kind verbringen und es zum Beispiel zu Therapie-Terminen begleiten zu können.
Wer sich beim Kinderpflegedienst bewirbt, muss ärztliche Atteste einreichen, die belegen, dass die Pflegeeltern gesundheitlich in der Lage sind, ein Kind zu versorgen. Desweiteren müssen erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse vorgelegt werden. Danach werden mehrere Gespräche geführt, den Eltern wird ein Vorbereitungskurs empfohlen. Gudrun Scheckler-Dräger weiß, dass die Familien große Herausforderungen erwarten, nicht nur was die Betreuung des Kindes anbelangt: "Die Familien müssen aushalten können, dass sie ein Stück weit eine gläserne Familie werden, da wir als Jugendamt tiefe Einblicke bekommen."
Die schnelle Unterbringung im Heim ist aus ihrer Sicht keine Alternative: "Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass wir erst nach Familien suchen. Das Heim bleibt stets die letzte Lösung."