Monheim: Kirche - die Geschichte einer Rückkehr

Ttrend: Dass Menschen aus der Kirche austreten, wird oft berichtet. Hier ist einmal ein Gegenbeispiel. Ein Monheimer trat wieder ein.

Monheim. Als Herbert Richter (Name von der Redaktion geändert) aus der Kirche austrat, haderte er nicht mit Gott oder seinem Glauben. Auch nicht mit der katholischen Kirche als Institution. Wenn der 71-Jährige den Grund dann offen aussprach, erhielt er mitunter erstaunte Reaktionen: "Du bist der Erste, der das zugibt." Herbert Richter ist aus finanziellen Gründen aus der Kirche ausgetreten. Zehn Jahre lang war er kein Mitglied mehr - in diesem Jahr kehrte er in die Gemeinde zurück.

Um die Geschichte seines Austritts zu erzählen, muss der Monheimer ausholen. Alles begann 1989. Da machte sich seine Frau selbstständig, als Handelsvertretung in der Chemiebranche. Richter selbst war nach eigenen Angaben lediglich Techniker des kleinen Unternehmens. Das ließ eine Betriebsprüfung im Jahre 1994 auch so durchgehen. Doch 1999 durchleuchtete der Fiskus das Unternehmen erneut.

"Da stellte man dann auf einmal fest, dass ich Mitunternehmer bin", sagt Richter, "dabei ist diese Firmenkonstellation durchaus üblich." Das Finanzamt Hilden forderte eine Nachzahlung im sechsstelligen Bereich. Der Monheimer erinnert sich: "Das ging uns damals aber so richtig an die Substanz."

Erst versuchten sich die Richters dagegen zu wehren, doch Experten erklärten ihnen: Das Prozessieren könne bis zu zehn Jahre dauern. Die Kosten müssten die Monheimer zunächst selbst tragen - und wenn es schlecht läuft, darauf sitzen bleiben. Das Ehepaar zögerte zunächst. Dann entschied es sich, in den sauren Apfel zu beißen.

Doch die finanziell schwierige Situation forderte Opfer. Herbert Richter sagt: "Ich hatte keinerlei Skrupel zu sagen: Dann trete ich aus der Kirche aus." Obwohl der Monheimer aus einem christlichen Haushalt kommt. Die Mutter katholisch, der Vater evangelisch, die zehn Gebote waren stets eine Richtschnur. Jedoch: Der 71-Jährige sei als "liberaler Christ" aufgewachsen. Sein Austritt habe zwar Fragen aufgeworfen, sei darüber hinaus jedoch nicht als problematisch wahrgenommen worden.

Richter erläutert: "Mein Austritt hat überhaupt nichts an meiner Glaubenseinstellung geändert. Vermisst habe ich nichts." Das Gotteshaus besuchte Richter weiterhin zu besonderen Anlässen. Ein gläubiger Katholik, der aus der Kirche austritt - das konnten einige Mitmenschen nicht einordnen und nahmen an, das ehemalige Gemeindemitglied sei in einer Glaubenskrise. Richter erinnert sich noch genau: "Das hat zwar keiner so gesagt, aber im Unterton habe ich das schon mitbekommen."

Was folgt, ist eine Wandlung. Als die Nachzahlungen ein Ende hatten, entschloss sich Richter, auch wieder Kirchensteuer zu zahlen. Nur, so berichtet er: "Der Weg zurück ist nicht ganz so leicht." Wer austritt, geht einfach ins Amtsgericht und kann die Angelegenheit dort schnell und anonym hinter sich bringen. Wer zurück will, muss zum Pastor.

Doch das Gespräch sei, so Richter, kurz und unproblematisch verlaufen. "Ich habe meine Gründe genannt. Und dann war gut."

Eine entscheidende Frage: Warum es dem Katholiken überhaupt wichtig war, zurückzukehren? Kurz grübelt er und bemüht dann eine - nicht biblische - Gleichung: "Ich kann ja auch nicht immer Fußball gucken und nie Eintritt bezahlen."