Monheim: Vorstoß für die Integration
Die Stadtverwaltung will Kindern mit Handicaps auch nach der Grundschule den Unterricht in gemischten Klassen ermöglichen.
Monheim. Integrativer Unterricht - das klingt erst einmal gut. Und tatsächlich ist Monheim im Kindertagesstättenbereich auch bestens aufgestellt mit gleich drei Einrichtungen der evangelischen Gemeinde. Nahtlos daran anknüpfend bietet die Baumberger Humboldt-Grundschule integrativen Unterricht für Kinder mit Handicaps.
Das kann eine körperliche Behinderung sein, aber auch eine Lernschwäche. Doch dann kommt der Knick. Keine der vier Monheimer weiterführenden Regelschulen bietet den fließenden Übergang - bisher. Eine Elterninitiative macht seit dem Frühjahr mobil. Und jetzt ist der Erfolg greifbar nahe.
Wenn am kommenden Mittwoch der Schulausschuss tagt, dann wird die Stadtverwaltung eine Vorlage präsentieren, die integrativen Unterricht an der Peter-Ustinov-Gesamtschule ab dem Schuljahr 2010/2011 vorschlägt. Denn die biete bereits mehrere Abschlüsse und sei schon deshalb prädestiniert dafür. Fünf Kinder sollen dann von der Humboldt-Schule kommend in die fünfte Klasse gehen.
So weit, so gut. Die Stadtverwaltung verweist noch auf ein Gespräch mit der Bezirksregierung Düsseldorf. Eine dortige Dezernentin habe gesagt, dass die Verwirklichung des integrativen Unterrichts an der Gesamtschule von einer großen Mehrheit des Kollegiums getragen werden müsse.
Das allerdings ruft Michael Schlemminger-Fichtler, Leiter der Peter-Ustinov-Gesamtschule, auf den Plan. Denn der hatte bereits im März im WZ-Gespräch betont: "Ich kann integrativen Unterricht nur anbieten, wenn die entsprechende vorgeschriebene Förderung durch zusätzliche Sonderschullehrer gegeben ist. Aber die sind nicht da."
Daran hat sich offensichtlich seit dem Frühjahr nicht viel geändert. "Ich habe am Dienstag in Düsseldorf angerufen. Gerade einmal 82Prozent der notwendigen Stellen können besetzt werden", legt Schlemminger-Fichtler nach.
Mehr möchte der Pädagoge mit Verweis auf die Ausschuss-Sitzung am Mittwoch nicht sagen. Allerdings gibt es eine schriftliche Stellungnahme Schlemminger-Fichtlers für besagte Sitzung. Dort heißt es unter anderem: "Ich weise mit aller gebotenen Vorsicht darauf hin, dass die gewünschte Umsetzung bis zum Beginn des Schuljahres 2010/2011 in keiner Weise gesichert ist."
Das hat sicher auch damit zu tun, dass mit ihm und Werner Goller gleich zwei Mitglieder der Schulspitze Ende Januar in den Ruhestand gehen.
Übrigens schlägt die Verwaltung eine zweite Grundschule für integrativen Unterricht ab dem nächsten Sommer vor: die Gmeiner-Schule im Berliner Viertel. Deren Rektorin Claudia Ullenboom freut sich. "Bisher musste die Humboldt-Schule immer wieder mangels Kapazitäten Kinder ablehnen. Die können wir dann nehmen. Der Bedarf ist da", sagt sie. Fünf Kinder pro Jahrgang sollen es sein.