Pilotprojekt: Arbeitsamt im XXL-Format
Die Bundesagentur will Arbeitslose mit mehr Personal schneller vermitteln.
Langenfeld/Monheim. Erst kam die Kündigung und dann dauert es vier Monate bis der Vermittler des Arbeitsamtes wieder einen Beratungstermin für eine neue Chance frei hat. Den Absturz in Hartz IV vor Augen, ist das eine beängstigende Situation für Arbeitslose. Obwohl sich immer mehr Firmen im Südkreis ansiedeln, die Langenfeld und Monheim seit 1999 ein Plus von rund 3000 auf über 33 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen bescheren, war dieses Klischee auch die Realität für die Filiale der Bundesagentur an der Langenfelder Friedhofstraße. Der Grund: Auf einen Vermittler kamen dort zwischen 300 und 350 Arbeitsuchende. Konsequenz: Massenabfertigung statt individueller Förderung.
Nun soll für die 1581 Menschen, die derzeit erst seit kürzerem ohne Arbeit sind, alles besser werden: Ein Berater betreut höchstens 70 Arbeitslose. Denn die Langenfelder Dienststelle gibt es seit dem 1. Mai im XXL-Format. Das Team wurde um 27 zusätzliche Kräfte auf 34 Vermittler verstärkt. Standen bisher drei Mitarbeiter für die Pflege der Kontakte zu den örtlichen Betrieben und deren Stellenangebote zur Verfügung, so sind es nun zwölf, die sich auf Branchen spezialisiert darum kümmern. Möglich macht den Zuwachs ein Pilotprojekt. Es sichert 14 Agenturen bis Ende 2008 das Plus an Personal.
"Wir haben uns nicht um die Teilnahme beworben, sondern wurden ausgewählt", sagt Wolfgang Mai (49), seit 2005 Leiter der Langenfelder Filiale. Ausschlaggebend dafür seien die guten Voraussetzungen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt gewesen. Die Arbeitslosenquote lag Ende bei "nur" 7,7 Prozent.
Mai: "Die neuen Vermittler wurden zum Teil aus der Düsseldorfer Hauptstelle abgestellt oder wurden zum Beispiel als Studienabsolventen zwei Monate lang auf ihre neue Aufgabe vorbereitet." Musste in Langenfeld ein Arbeitsloser bislang im Schnitt 180 Tage auf seine Vermittlung warten, soll sich diese Zeitspanne durch die intensivere Zuwendung deutlich verkürzen. "Eine Beratung wird jetzt im Zwei- bis Drei-WochenRhythmus erfolgen", sagt Mai.
Durch die Verkürzung der Arbeitslosigkeit will die Bundesagentur aber auch Kosten sparen: Schließlich muss sie für jeden Kunden, der zum Hartz-IV-Fall wird, 10 000 Euro an den Bund zahlen. Kreisweit war dies im vergangenen Jahr 250-mal der Fall.
Mai hofft zudem, "dass wir jetzt ein Bewerbungstraining selbst durchführen können", anstatt es einkaufen zu müssen. Einen erstes Resümee soll für Langenfeld Ende Juli gezogen werden. Vorher steht für die Arbeitslosenvermittler noch der Umzug in neue Räume an der Karl-Benz-Straße an. Mai: "Der Arbeitgeberservice wird weiter an der Friedhofstraße zu finden sein."