Projekt: Die Entdeckung der Eltern
In den kommenden drei Jahren sollen Erziehungsberechtigte der 7800 Monheimer Kinder durch eine Befragung aktiv an einer Weiterentwicklung von Mo.Ki teilnehmen.
Monheim. Hauptstadt des Kindes — das soll Monheim werden. Förderung, Chancengleichheit und mehr haben sich Rathaus sowie Politik auf die Fahnen geschrieben. Tatsächlich belegt der Bundespräventionspreis für das Projekt Mo.Ki (Monheim für Kinder), dass die Stadt auf einem guten Weg ist. Das Netzwerk führt wichtige Institutionen von den Kitas über die Grund- bis zu den weiterführenden Schulen vor allem mit dem Jugendamt zusammen. Und jetzt folgt eine weitere Stufe: Die Eltern entwickeln mit.
„Die nächsten drei Jahre wollen wir alle Eltern Monheims befragen, was wir verbessern können. Sie sollen aktiv mitgestalten“, sagt Annette Berg, Leiterin des Jugendamtes sowie Kinder- und Familienbeauftragte der Stadtverwaltung.
Es ist ein ehrgeiziges Projekt, denn es gibt in Monheim 7800 Kinder und Jugendliche. Und deren Eltern alle anzuschreiben, ist logistisch nicht ganz einfach. „Wir wollen den Kontakt über die Kindergärten und Schulen herstellen. Ich bin guter Dinge, dass das angenommen wird“, erläutert Berg.
Der Grund für den Optimismus ist eine bereits abgeschlossene Befragung von 2009 bis 2011. Es wurde beim Erstbesuch bei Familien mit Neugeborenen angeboten, an einer Umfrage teilzunehmen. „80 Prozent machten mit. Das ist eine Superquote“, sagt Berg. Die 600 Befragungen wurden anschließend ausgewertet. Mit im Boot saß das Frankfurter Institut „iss“.
Auch in der zweiten Stufe sind die Frankfurter wieder dabei. Das ist der Politik 68 000 Euro wert. „Gut angelegtes Geld. Denn was wir bei der ersten Auswertung erfahren haben, bringt uns bei der Arbeit in der Praxis noch weiter“, sagt Berg.
Beispiele: Jede zweite Familie mit einem Neugeborenen hat das erste Kind. „Wir wissen jetzt, dass es ganz wichtig ist, verstärkt auf das Netzwerk Mo.Ki hinzuweisen. Denn Ersteltern wissen von vielen Angeboten noch nichts“, so Berg. Jedes zweite Neugeborene hat einen Migrationshintergrund. Diese Familien kennen oft gar nicht alle Hilfen, die angeboten werden. Auch das soll verstärkt angegangen werden.
Weiteres Ergebnis: In jeder zehnten Familie lebt der Vater bereits drei Monate nach der Geburt des Kindes nicht mehr im gemeinsamen Haushalt. Die Mutter wird nach der Trennung meist zur Alleinerziehenden. „Oft sind sie dann laut Auswertung überfordert. Wir müssen schnell reagieren“, sagt Berg. Sie will das mit ihrem Team vermehrt in die Praxis umsetzen. Es sind übrigens hauptsächlich Frauen ohne Migrationshintergrund.
Die gute Nachricht: Der Großteil (77 Prozent) der jungen Familien fühlt sich gut informiert und organisiert — auch eine Bestätigung für die Arbeit des Mo.Ki-Netzwerkes. Allerdings werden laut Auswertung auch 17 Prozent als „unsichere Familie“ typisiert. „Da müssen wie verstärkt ran“, betont Berg.
Mehr Infos gibt es im Jugendamt (Telefon 02173/951 5199) oder im Büro von „Mo.Ki unter drei“ am Eierplatz (02173/275 9918).