Schiedsmann Jürgen Hupperts: Der Mann für den Gartenzaun

Schiedsmann Jürgen Hupperts ist voller Eifer in seinem Ehrenamt. Der „Klassiker“ ist immer noch der Nachbarschaftsstreit.

Monheim. Das Telefon schrillt. Zum vierten Mal innerhalb dieser Stunde. Jürgen Hupperts fährt sich durchs Gesicht, atmet kurz durch und bittet um Verzeihung. Eine Frauenstimme ist am Telefon zu hören. Die Dame schildert in kurzen Sätzen den Streit mit ihrem Nachbarn. Man habe sich überworfen und wolle nun einen Schiedsmann in Anspruch nehmen. Hupperts gibt freundlich Auskunft.

Neben dem 74-Jährigen hat das jüngste Familienmitglied Platz genommen und hält ihn fest im Blick. Der sechsjährige Jack-Russel-Rüde Attila wurde vor einem Jahr aus dem Tierheim mitgebracht. Seine Frau, mit der er seit 50 Jahren verheiratet ist, hatte Hupperts vor vollendete Tatsachen gestellt. „Jetzt ist er einmal hier, jetzt bleibt er auch“, sagt Hupperts und lacht.

Seit 1989 ist er ehrenamtlich Schiedsmann für Baumberg. In seinem Wohnhaus am Hagelkreuz hat er sich in der ersten Etage ein Büro eingerichtet. 2010 hatte er 23 Fälle, in diesem Jahr sind es bereits vier. Meistens geht es um Nachbarschaftsstreitigkeiten. Der Streit um Äste, die über die Grundstücksgrenze ragen, ist immer noch der Klassiker.

„Ich nehme die Probleme sehr ernst. Für sie sind es keine Bagatellen, sondern sehr emotionale Angelegenheiten“, sagt er. Und darin liege auch das Geheimnis des Erfolgs. „Die Leute müssen sich ernst genommen fühlen, sonst machen sie gleich zu.“

Sein erster Fall ist Hupperts im Gedächtnis geblieben. Es ging wieder einmal um einen Streit zwischen Nachbarn. „Die Familien hatten zehn Jahre nicht miteinander, aber sehr viel Böses übereinander gesprochen.“ Drei Stunden saßen sie in Hupperts Büro und besprachen Probleme, die sich in der Vergangenheit aufgestaut hatten. „Dabei ist es wichtig, dass zumindest ich die Ruhe bewahre.“ Am Ende gaben sich die Nachbarn die Hand.

Nicht immer endet ein Streit mit einem Vergleich. „Einmal ging ein Nachbar mit einer Heckenschere auf den anderen los.“ Auch in Hupperts Büro wurde es dann laut. „Meine Frau hat das Haus damals verlassen. Sie meinte, das müsse sie sich nicht antun.“ Die Schlichtung brachte keinen Erfolg, die Parteien zogen vor Gericht. „Das Verfahren ist jetzt mit dem natürlichen Tod des Nachbarn eingestellt worden.

Als Hupperts 2000 in den Ruhestand ging, hatte seine Frau bereits geahnt, dass ihr Mann die Füße nicht stillhalten könnte. Seit vielen Jahren ist er Vorsitzender der Bezirksvereinigung Düsseldorf sowie Mitglied des Bundesvorstands der Schiedsleute und damit auch viel auf Reisen. „Das findet sie nach wie vor nicht gut, an alles andere hat sie sich gewöhnt“, sagt Hupperts. Am Freitag feiert das Paar Goldhochzeit.

„Meine Frau ist die einzige, die mich wirklich aus der Ruhe und auf die Palme bringen kann.“ Sie wisse nach all den Jahren, wie sie es am besten anstelle. Streit gehöre in einer Beziehung aber einfach dazu. Wichtig sei nur, dass man sich auch wieder verträgt. Als Schiedsmann wisse er wohl am besten, wie das geht.