Sonntagsmesse in St. Gereon fällt wegen Priestermangels aus
Zum ersten Mal seit 60 Jahren bleiben die Glocken morgen stumm. Noch vor den Sommerferien drohen zwei weitere Ausfälle.
Monheim. Seit 1953, dem Wiederaufbau von St. Gereon nach dem Krieg, feiern Monheims Katholiken die Sonntagsmesse in „ihrer“ Kirche. Ist jemals eine ausgefallen? „Ist mir nicht bekannt“, sagt Bernd Wehner (73) vom Kirchenvorstand. „Nicht, dass ich mich erinnere“, meint auch Pfarrsekretärin Ingrid Anschütz. Doch morgen bleiben die Glocken, die sonst zur Messe läuten, stumm. Pfarrer Burkhard Hoffmann ist mit 30 Monheimern auf Pilgerreise im Heiligen Land — und Ersatz wurde trotz Bemühungen nicht gefunden.
„Elf infrage kommende Seelsorger wurden angefragt“, heißt es in einer Mitteilung der Kirchengemeinde. „Entweder hatten sie schon anderswo eine Aushilfe übernommen, oder sie sind selbst verreist. Von Jahr zu Jahr ist es schwieriger geworden, für die 10-Uhr-Messe sonntags eine Vertretung zu finden.“ Mit anderen Worten: Der Priestermangel hat das Herz des Gemeindelebens in Monheim erreicht.
Die Zahl der Geistlichen, die eine Heilige Messe (mit Eucharistie) zelebrieren dürfen ist nach Angaben der Katholischen Kirche in Deutschland in den vergangenen 45 Jahren von rund 26 000 (1970) auf etwa 14 000 (2015) zurückgegangen, die Zahl der Neupriester von 303 auf 58. In Monheim und Baumberg gab es 1970 noch insgesamt zwei Pfarrer und mindestens zwei Kapläne, hinzu kamen Subisidiare, Aushilfsgeistliche. Seit dem Ausscheiden des Baumberger Pfarrers Erhard März in den Ruhestand vor fünf Jahren verfügt die fusionierte Gemeinde St. Gereon und Dionysius nur noch über einen Pfarrer und einen Kaplan.
Mit je einem zusätzlichen Diakon, einem Gemeindereferent und der künftigen Verwaltungsleiterin, die das Pastoralteam von Büroaufgaben entlasten wird, ist die Gemeinde personell zwar passabel besetzt, doch am Engpass Heilige Messe ändert dies nichts. Dass die Sonntagsmesse in St. Gereon nun erstmals seit mehr als 60 Jahren ausfällt, nennt die Pfarre deshalb auch ein „Signal“ — dafür, „in absehbarer Zeit die Messordnung so zu ändern, dass keine Messen mehr parallel sind“, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Zumal, wie die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ursula Budde (67) ergänzt, noch vor den Sommerferien zwei weitere Mess-Ausfälle drohen. „Das hat der Pfarrer im Gottesdienst so mitgeteilt.“
Mit „parallel“ gemeint sind die 10-Uhr-Messen in St. Gereon und in St. Dionysius. Was tun? Laut Kirchenvorstand Wehner sind drei Lösungen denkbar: eine einzige 10-Uhr-Messe im wöchentlichen Wechsel in Monheim und Baumberg; die Vorverlegung einer der beiden Messen auf 8.30 Uhr; oder ein Komplett-Umbau des Gottesdienst-Tableaus mit Streichung der Sonntagabend-Messe im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus. Das Problem: Ohne Gottesdienstfunktion wäre das Boehm-Haus an der Sperberstraße nach den Vorgaben des Erzbistums für die 15 000-köpfige Gemeinde zu groß. Die Chance, die Wehner vorschwebt: Die Gemeinde errichtet neben ihrem Kindergarten-Neubau gegenüber von St. Gereon ein neues Pfarrheim. „Dann würden wir das Pfarrer-Boehm-Haus aufgeben, hätten einen Pfarrsaal in Kirchennähe und die Gelegenheit, die Gottesdienst-Zeiten neu ordnen.“