Stunksitzung: Inferno des rheinischen Frohsinns

Das Ensemble der Stunksitzung präsentierte sich spielfreudig.

Monheim. In schwarzen Hosen und weißen Hemden stehen sie in Reih und Glied auf der Bühne der Aula am Berliner Ring. „Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich von den Plätzen.“ Zur Melodie der Nationalhymne stimmt das Ensemble der Kölner Stunksitzung ihren Begrüßungs-Song an: „Blutworscht, Kölsch und lecker Mädschen (...) danach lasst uns alle streben.“ Ein würdiger Auftakt für einen Abend voller politischer, böser oder einfach nur komischer Sketche aus 27 Jahren Stunksitzung.

Präsentiert werden die drei Stunden Kabarett von insgesamt zwölf „neuen und alten Stunkern“, die neben der Session auch mal durchs Land touren und an diesem Montagabend Monheim in ein „Inferno des rheinischen Frohsinns“ verwandeln wollen.

Die Sketche, die teilweise fünf Jahre alt sind, scheinen erstaunlicherweise immer noch aktuell. So überfällt ein Ehepaar eine Bank, weil es sein Erspartes für Wertpapiere der Lehman Brothers ausgegeben hat und nun Pleite ist. Ein SPD-Politiker am Parteistand rastet völlig aus, als er von einem Wähler angepöbelt wird: „Nach so einem Tag am Parteistand guck’ ich mir doch erst mal einen Zombiefilm an, um wenigstens ein bisschen heile Welt zu sehen!“

Das Publikum ist begeistert. Vor allem, als nach der Pause die Musik aus der TV Doku-Soap „Raus aus den Schulden“ erklingt und Bruno Schmitz als Schuldnerberater Peter Zwegat auftritt, der bei RTL normalerweise Hartz IV-Empfängern hilft. Seine heutige Klientin ist Kanzlerin Angela Merkel (Angelika Pohlert). Merkels Vorschlag, um ihre horrende Schuldensumme zu verringern: „Ich könnte zunächst mal den Westerwelle entlassen, dann hab ich schon mal eine Null weniger.“

Geschunkelt wird mit der Truppe der „Lustigen Freudianer von 2004“. Der Verein besteht, wie die Vorsitzende Martina Klinke erzählt, aus Therapeuten. Das Publikum biegt sich vor lachen, denn alle Mitglieder des Vereins haben selbst eine Therapie nötig.

Für die etwa 200 Zuschauer ist es an einem Montagabend ein gelungenes Programm mit wenig Karneval aber viel Charme und bissigem Witz. Am Schluss applaudiert das Publikum lange und laut und wird tatsächlich ein bisschen zum „Inferno des rheinischen Frohsinns“, das zu Beginn proklamiert wurde.