Zwar-Gruppe: Vereine sind skeptisch

In Baumberg sind die Vereine der Meinung, dass sie bereits viel Netzwerkarbeit in Monheim leisten.

Foto: Matzerath

Monheim. Im Vorfeld der Auftaktveranstaltung für „Zwar — Zwischen Arbeit und Ruhestand“ in Baumberg am 13. Oktober regt sich dort leise Kritik an dem „starren Konzept“. Dass sich die Einladung der Stadt lediglich an Menschen zwischen 55 und 65 Jahren richten soll, empfinden viele Baumberger als zu eng und ausgrenzend, berichtet Helmut Heymann. Vereine wie der Baumberger Allgemeine Bürgerverein (BAB) seien überdies schon seit Jahren in der selbstorganisierten Freizeitgestaltung, so wie sie Zwar zum Inhalt hat, tätig. Wozu also dieses weitere Projekt? Außerdem setzte das Konzept, das keine finanzielle Unterstützung für die Aktivitäten vorsieht, vielen Menschen, die an Alterarmut leiden, Grenzen. Der BAB hingegen versuche, Wünsche der Bürger umzusetzen, betont Heymann.

Allein der Umstand, dass Anfang September nur elf von 60 angeschriebenen Multiplikatoren zu einem Treffen kamen, lasse eine gewisse Skepsis vermuten. Heymann kritisiert, dass in dem Ausschuss für Generationen, in dem das Projekt erstmals vorgestellt worden war, kein einziger Baumberger sitze. Der BAB-Chef erfuhr erst einen Tag vor der Ausschusssitzung, dass sein Verein als Kooperationspartner für Zwar vorgesehen sei.

„Wir werten die geringe Teilnahme nicht als mangelndes Interesse“, sagt hingegen Christiane Schärfke, Leiterin des städtischen Bereichs Soziales. Die Altersgruppe werde durch das Projekt vorgegeben, das ja eine beachtliche Erfolgsgeschichte habe. Deshalb wolle man die Regeln für Baumberg nicht neu erfinden. Es gehe primär um die Menschen, die demnächst aus dem Berufsleben ausscheiden und sich Gedanken über ihre neu gewonnen Freiheit und den Aufbau eines neuen sozialen Umfeldes machen müssen.

Man wolle aber auch niemanden altersmäßig ausschließen. „Wir wollen damit den Vereinen auch nicht willige Helfer abspenstig machen“, versichert Schärfke. Es gebe aber erfahrungsgemäß Menschen, die sich nicht binden wollen, die sich für eine Tätigkeit interessieren, aber dafür nicht gleich einen Posten antreten wollen. Bei der Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus gehe es ganz banal darum, abzufragen, wie die Menschen ihre Freizeit gestalten wollen, welches Hobby sie schon immer mal ausüben wollten, was während des Berufslebens zu kurz kam. Ob es Gleichgesinnte gibt, etwa um einen Lesezirkel zu gründen. In der Folge werden dann alle 14 Tage von dem Zwar-Beauftragten Hans-Peter Anstatt Treffen im Bürgerhaus anberaumt, bei denen die Gruppen Aktivitäten planen. Er stehe ihnen bei der Selbstorganisation zur Seite. „Wir sind nur die Menschenvermittler“, sagt Schärfke.

Räume als Treffpunkte stelle auch das Gertrud-Borkott-Haus zur Verfügung, das ebenfalls Kooperationspartner des neuen Netzwerkes sein soll. „Wir wollen sehen, ob wir die Gruppen an bestehende Projekte andocken können“, erklärt Awo-Mitarbeiterin Stefanie Rohm. Das Beschäftigungsangebot in ihrer Begegnungsstätte sei bereits breit gefächert. „Im Schnitt besuchen uns täglich 55 Menschen zwischen 55 und 95.“

Sie habe festgestellt, dass sich immer wenige Menschen vom Ruhestand überraschen lassen, sondern sich frühzeitig darauf vorbereiten. Sie habe auch beobachtet, das sich die Bewohner des Österreichsviertels sehr wohl mit ihrem Quartier identifizierten, Baumberg also nicht nur als eine Schlafstadt ansehen. Dennoch glaubt sie, dass sich von der Veranstaltung möglicherweise die eigentliche Zielgruppe nicht angesprochen fühlen wird, weil man als Mittfünfziger noch voll im Beruf steht. „Man sollte daher die 80-jährigen Bürger nicht ausschließen, schließlich haben die schon einige Jahre Erfahrung mit Freizeitgestaltung.“