Der busfreie Jubi ist vom Tisch
Mit der Öffnung der Schwarzbachstraße und dem Verbleib des Busverkehrs auf dem Jubi steht das gesamte Verkehrskonzept auf der Kippe.
Mettmann. In den letzten Wochen blies den Kommunalpolitikern der kräftig ins Gesicht. Die Kritik an der Schließung eines Teilstückes der Schwarzbachstraße war riesengroß. Bürger und Einzelhandel formierten sich und äußerten lautstark Protest. Sie sahen nicht ein, warum eine Straße über Nacht gesperrt wird und dies offenbar ohne Grund. Das Argument, der Jubi wird umgebaut, griff zu kurz. Denn nichts passierte. Und eine monatelange Testphase, so Berthold Becker (SPD) sei nicht zumutbar.
Thomas Dinkelmann, Bürgermeister
Allerdings hatten die Kommunalpolitiker vergessen, dass sie es waren, die sich Ende vergangenen Jahres für eine Sperrung der Schwarzbachstraße stark gemacht hatten, nicht die Verwaltung. Ute Stöcker, CDU-Fraktionsvorsitzende, wies in der jüngsten Planungsausschusssitzung darauf hin, dass die Bindungsfrist in Sachen Jubi mindestens bis 2020 greife. Das bedeutet: Alles, was bis dahin auf dem Jubiläumsplatz umgestaltet wird, hat zur Folge, dass Landeszuschüsse wieder zurückgezahlt werden müssen.
In den nächsten Tagen herrscht wieder freie Fahrt für freie Bürger rund um den Jubi. Die Verwaltung hat große Bauchschmerzen mit der Aufhebung der Sperrung. Bürgermeister Thomas Dinkelmann hielt im Ausschuss ein leidenschaftliches Plädoyer für das Durchfahrverbot. „Wenn wir jetzt öffnen, können wir dies nicht mehr rückgängig machen“, sagte er. Und: Der Handel sei viel in Mettmann, aber nicht alles.
Apropos Handel: Die Mettmanner Werbegemeinschaft hatte sich mit Verve für die Aufhebung der Sperrung eingesetzt. Beim jüngsten Treffen zwischen Politik und Einzelhandel wurden Zahlen genannt, die Eindruck machten. So habe ein großer Lebensmittelmarkt am Jubi einen Umsatzrückgang von 70 Prozent zu verzeichnen. Auch andere Händler in unmittelbarer Nachbarschaft stöhnen angesichts ihrer schlechten Bilanzen. Jedenfalls zogen die Argumente bei den Kommunalpolitikern.
Dinkelmann ist für die Beibehaltung der Sperrung, da sie Chancen eröffne, den Jubi umzugestalten. Er habe die Befürchtung, dass der Jubi immer mehr verödet und den Konkurrenzkampf zum Königshofplatz verliert. Ein anderes Problem ist die Zukunft des Verkehrskonzeptes: Wenn der bauliche Zustand der Schwarzbachstraße nicht verändert werde (also alles so bleibt, wie vor der Sperrung), und die Flintropstraße in voller Breite in beide Richtungen geöffnet bleibe, dann besteht die Gefahr, so Planungsamtsleiter Ralf Bierbaum, dass sich der Verkehr in gleicher Form und Menge durch die Innenstadt quäle. Und dann sei das neue Verkehrskonzept Makulatur.
Doch nicht nur das: Der Bau der Seibelspange — sie soll den Jubi entlasten — wäre, so Jan Söffing (FDP), unnötig gewesen. Fördermittel, so Bierbaum, stünden zur Disposition und die Auflagen des Luftreinehalteplans (mit der Androhung der grünen Plakette) bekämen eine neue Aktualität.
Nein, sagen Ute Stöcker (CDU) und Berthold Becker (SPD) unisono. „Wir stehen nach wie vor hinter dem Verkehrskonzept, wollen aber sehen, wie es funktioniert und dann eventuell nachbessern.“ Das heißt: Die Verwaltung soll aufzeigen, ob beispielsweise eine Aufpflasterung der Breite Straße und Flintrop-Straße sowie ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern den Autofahrern die Fahrt durch die Innenstadt vermiest und sie doch über die Seibelspange fahren. Die Vorstellung erfolgt im September.