Der Qualm lichtet sich

Wie ist die Stimmung in Erkraths Kneipen zwei Monate nach Inkrafttreten? Die WZ weiß Antworten.

Erkrath. Sollen Nichtraucher in den Gaststätten vor Teer und Nikotin geschützt werden oder wird damit die Freiheit der Raucher eingeschränkt? Seit dem 1. Juli ist das Nichtraucherschutzgesetz in NRW in Kraft, und die WZ hat sich acht Wochen danach in Erkrath umgeschaut, um Wirte und Gäste nach ersten Erfahrungen zu fragen: Ist das Thema schon abgekühlt oder hat sich manch einer die Zunge verbrannt?

Im Hochdahler Jägerhaus ist das Thema für heftige Diskussionen gut: "Mit Mitte 50 brauch’ ich keinen mehr, der mir das Leben erklärt", echauffiert sich Achim Meyer. Die Vermutung, einen Kettenraucher vor sich zu haben, ist allerdings falsch: "Ich rauche seit über 20 Jahren nicht mehr." Warum dann diese Ablehnung? "Der Wirt als Investor sollte die Freiheit behalten, selbst zu entscheiden", findet Meyer, zudem könne jeder wählen, ob er das Lokal betrete oder nicht.

Dass auch die Freunde der Glimmstängel Rücksicht nehmen sollten, fordert Kneipenfreund Wolfgang Weyer: "Auf Veranstaltungen gehen wir nach draußen, und zu Hause rauche ich wegen meiner Frau nicht", erzählt er.

Bei dem hitzigen Disput über den blauen Dunst wird mit der Politik im Allgemeinen abgerechnet - sowohl im "Jägerhaus" als auch in der Gaststätte Methner, wo sich einige Frauen regelmäßig zum Klönen treffen. "Ich bin stinkig", sagt Elisabeth Rotgänger, die seit Jahrzehnten bei der SPD Parteimitglied ist und nun ihr Parteibuch zurückgeben möchte. "Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", betont die passionierte Raucherin. Ihrer Meinung nach sollte sich Politik mit den "wirklichen Problemen" statt mit "Pillepallegesetzen" beschäftigen.

Ruhiger geht’s im Posthorn zu. Inhaber Miroslav Buco sieht durch das Rauchverbot nicht seine Felle davon schwimmen. "Das ist Erziehungssache. Viele werden weiterhin kommen", ist er sicher. Persönlich ist er als Nichtraucher froh, dass sich der Dunst verzogen hat: "Frische Luft ist schöner". Dennoch beweist er ein Herz für Raucher und gönnt ihnen für den Winter ein warmes Plätzchen in Form einer Glashütte vor dem Eingang.

Gast Robert Koch hat kein Problem damit, vor der Tür zu qualmen, um andere nicht beim Essen zu stören. "Doch an der Theke gehört die Zigarette zum Bier." Sascha Malorny glaubt nicht, dass alle Raucher so rücksichtsvoll sind: "Wenn ich mir mein Schnitzel bestelle, geht der Raucher am Nachbartisch nicht raus", berichtet er.

Von wenig Stress rund um verbrannten Tabak berichtet Sylke Sackermann, Leiterin des Ordnungsamtes. "Wir haben schon Monate vor Inkrafttreten des Gesetzes den Wirten Informationsschreiben geschickt und stehen ihnen jetzt für Beratungen zur Verfügung."

Während der normalen Kontrollen schnuppern die Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit feiner Nase nach verdächtigen Gerüchen, ansonsten treten sie auf Beschwerden der Bürger hin in Aktion. Das war bisher zwei Mal der Fall. "Die Inhaber zeigten sich sehr einsichtig und haben sofort gehandelt, so dass es bisher noch zu keinem Bußgeld gekommen ist." Das kann bis zu 1000 Euro betragen.

Einer der Ermahnten ist Axel Brockmann, Inhaber der Postwirtschaft, der aus seiner Ablehnung des Gesetzes keinen Hehl macht: Ein großes Schild am Eingang legt Zeugnis seines Widerwillens ab, das Rauchen zu verbieten. "Dieses Gesetz bedeutet einen Einschnitt in meine Persönlichkeitsrechte", sagt Brockmann und zieht genüsslich an der Zigarette. "Im Winter werde ich entscheiden, ob ich aus rein wirtschaftlichen Überlegungen einen Raucherclub gründe." Das wäre dann der zweite in der Stadt. Den ersten hat der Wirt vom Café Schräglage gegründet.

Und die Mitarbeiter? Schließlich sollten auch sie geschützt werden. Brockmanns Angestellter Marcel Manz hat die Kippen weggeschmissen. "Wenn ich während der Arbeit eh nicht zum Rauchen kommen, kann ich auch ganz aufhören", meint er. Ihm habe das Gesetz geholfen.