Die Organistin mit Leidenschaft für Karate
Eva Sibylle Kemmner wird in den Ruhestand verabschiedet. Der Musik bleibt sie erhalten.
Mettmann. „Manchmal habe ich meine Schüler beneidet, dass sie schon in so jungem Alter Musikunterricht nehmen konnten“, sagt Eva Sibylle Kemmner. Ihr selbst war das „nicht ganz so früh, sondern erst im 5. Schuljahr“ vergönnt. Dass sie aus ihrer Leidenschaft für Töne und Noten einen Beruf machen wollte, war ihr bereits damals klar. „Ich wollte immer Lehrerin werden. Irgendwie gab es da so eine Verbindung“, erinnert sie sich. Und hat alles daran gesetzt, diesen Traum erfüllen zu können. Sie wurde Musiklehrerin.
Dem Beruf blieb die inzwischen 65-Jährige treu, mit Können, Herz und Leidenschaft. 41 Jahre unterrichtete sie kleine Schüler und große Talente. Nun verabschiedet sie sich in den Ruhestand. Und bleibt ihrer Passion doch treu. „Wegen der vielen Aufgaben habe ich es ich es bislang nicht geschafft, zu singen“, beschreibt sie beispielsweise ihr „ewiges Interesse, wieder mehr in den Chören zu singen“. Den schönen Plan setzt sie nun in die Tat um und wird im Kantoreichor sowie dem Vokalensemble mitsingen.
„Meine Sache bleibt die Musik“, eine Liebe, die stets an erster Stelle stand.
Ohne Vater groß geworden, musste sich ihre alleinerziehende Mama als Übersetzerin „ganz schön strecken“, um Schul- und Musikausbildung ihrer Tochter finanzieren zu können. „Die erste Altflöte bekam ich von meiner Patentante geschenkt.“ Eifrig geübt hatte die gebürtige Düsseldorferin, für die Schule ebenso wie für die Arbeit am Instrument. Und obwohl sie „nur“ mit der mittleren Reife an der Realschule abschloss, bewarb sie sich am Düsseldorfer Konservatorium - und wurde prompt angenommen.
„Ich habe mein liebstes Hobby zum Beruf gemacht“, auch die Arbeit mit den vielen Kindern und deren unterschiedlichen Begabungen hat sie nie als stressig oder nervig empfunden. „Musik soll Freude bereiten“, lautet ihr Motto.
„Sie war niemals streng, sondern immer geduldig“, beschreibt Flötistin Sandra Janke ihre Ex-Lehrerin. Sie hatte achtjährig an der Blockflöte bei ihr die ersten Griffe erlernt. Und die Lehrerin ergänzt: „Mir war es wichtig, den Spaß an der Sache zu vermitteln.“ Nicht jedem sei es gegeben, stundenlang Etüden zu üben.
41 Jahre lang hat sie das getan. 1979 wurde eine Stelle als Organistin in Mettmann-West frei. Später ging es in die Gemeinde Obschwarzbach, nebenbei erlernte die studierte Flötistin und Pianistin noch das Orgelspiel — weil sie den Klang des Instruments so mag. „Barockmusik könnte ich den ganzen Tag hören“, benennt sie Lieblingsmusik. Bei Bach blüht sie auf, „das ist so herrlich entspannend“. Chopins Klaviermusik mag sie ebenfalls und Interesse, Neues zu hören, um es kennenzulernen, hat sie ebenfalls. War es nötig, komponierte sie flugs für ihre Schüler eigene Stücke, damit diese sie auf Wettbewerben spielen konnten.
Ganz nebenbei hat die zierliche Musikerin den Schwarzen Gürtel in Karate gemacht. „Über eine Schülerin, die Polizistin werden wollte, kam ich zu einer Probestunde.“ Das war so faszinierend, dass sie dabei blieb. „Mein Lieblingsfach in der Schule war Sport. Denn da musste man keine Hausaufgaben machen.“
„Langeweile kenne ich nicht“, gute Bücher stapeln sich und warten darauf, endlich gelesen zu werden. Mit Tai Chi möchte sie beginnen, „ich habe ein Faible für Formen und Atmung, außerdem tut die Bewegung dem Körper gut“. Außerdem verfasst sie, ganz nebenbei, Gedichte. Seit ihrem 13. Lebensjahr. „Das ist meine Art, mich auszudrücken. Das hilft mir sehr.“
Für den 10. Januar ist, verbunden mit einem Gottesdienst, den Roselies Evang an der Orgel begleiten wird, eine offizielle Verabschiedung geplant.