Circle-Line fährt nur im Traum
Der Lückenschluss der Bahn bis nach M’gladbach würde fast 500 Millionen Euro kosten.
Mettmann. Irgendwo in der Tiefe des Raumes schlummert noch ein bislang nicht verwirklichtes Groß-Projekt: die Circle-Line. Dahinter verbirgt sich eine Anfang des Jahrtausends erstmals ins Gespräch gebrachte Idee. Um sie in die Realität umzusetzen, wäre fast eine halbe Milliarde Euro notwendig.
Rückblende: Gemeinsam mit der Bezirksregierung und dem Kreis Mettmann wurde Anfang dieses Jahrtausends erstmals über eine durchgehende Schienenverbindung von Wuppertal über Wülfrath, Velbert, Ratingen nach Düsseldorf-Flughafen-Bahnhof, Messe, Neuss bis Mönchengladbach nachgedacht. Das Besondere am Projekt Circle-Line: Es handelt sich eigentlich um vier Teilprojekte, die im Prinzip auch einzeln realisiert werden können. Die erste Stufe wird bereits seit einigen Monaten in Angriff genommen. Die Verlängerung der Regio-Bahn von Mettmann-Stadtwald nach Wuppertal wird gerade gebaut. Erst vor knapp zwei Wochen ist das alte Postamt in Dornap abgerissen worden, um Platz für die Regiobahn zu schaffen. Die Gesamtkosten betragen rund 41,4 Millionen Euro, der Betrieb soll im Dezember 2016 aufgenommen werden.
Noch immer nur eine Idee sind allerdings die übrigen drei Stufen der Circle-Line. Es handelt sich dabei um die Reaktivierung der Niederbergischen Bahn von Wuppertal bis Wülfrath. Dazu kommt der Ausbau der Niederbergischen Bahn über Velbert und Heiligenhaus bis nach Düsseldorf. Dritte Ausbaustufe wäre eine neue Tangentialverbindung im Düsseldorfer Norden.
Die Bahn soll als Stadtbahn vom Flughafen über eine neue Rheinquerung bis nach Neuss fahren. Die westliche Verlängerung der Regio-Bahn von Kaarst nach Mönchengladbach bildet die vierte Stufe. Allein für eine neue Rheinquerung wären Kosten von 326 Millionen Euro notwendig. Die übrigen Schienenprojekte kosten zusammen knapp 100 Millionen Euro, so dass mit einem Gesamtbetrag von 426 Millionen Euro gerechnet wird.
Diese Zahlen stammen jedoch aus dem Jahr 2005. Zehn Jahre später ist man von allen Ausbaustufen der Circle-Line weit entfernt. Dennoch stand das Thema auf der Tagesordnung des Kreisverkehrsausschusses. Es ging um den Bedarfsplan für den Öffentlichen Nahverkehr. Die Zahlen stammen ebenfalls aus dem Jahr 2005 und müssen aktualisiert werden. Dazu gibt es einen Erlass des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW. Theoretischen Bedarf hat der Kreis angemeldet bei der Wiederinbetriebnahme der Niederbergbahn zwischen Wülfrath, Heiligenhaus, Velbert und Essen. Das ist nur eine Bedarfsmeldung, denn die Deutsche Bahn hat die Strecke Wülfrath—Velbert—Heiligenhaus am 31. August 2006 außer Betrieb gesetzt. Im Jahr 2008 wurde ein Teil dieser Strecke umgebaut und als Panorama-Radweg freigegeben.
Im Frühjahr 2009 wurden auch die Gleise zwischen Wülfrath und Heiligenhaus entfernt. Dennoch wurde auch von vielen Politikern immer wieder betont: Der Panorama-Radweg sichert theoretisch die Strecke der Circle-Line. Den Asphalt herausreißen und wieder Schienen darauf zu bauen, das wäre machbar.
Für Klaus-Dieter Völker, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag, wird die Circle-Line jedoch vorerst in der Tiefe des Raumes bleiben. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diesen Linien genug Leute mitfahren, damit das rentabel betrieben werden kann“, sagte Völker auf Nachfrage.