Erkrath: 100 Jahre Feuerwehr - bei Regen wird nicht geübt
Der Löschzug Millrath wurde vor einem Jahrhundert gegründet. Ein Rückblick bringt Überraschendes ans Licht.
Hochdahl. Immerhin - sie haben es versucht. Frisch eingekleidet, war den 15 Männern, die seit dem 18. Juli 1907 den Millrather Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr bildeten, durchaus der Sinn von Übungen als Vorbereitung auf echt heiße Situationen bewusst. Am 2. Dezember vor 100 Jahren begann das Treiben. Allerdings "wurde beschlossen, die Übungen wegen ungünstiger Witterung ruhen zu lassen bis zum nächsten Frühjahr". So notierte es der Schriftführer.
Die Antwort von Carsten Hink auf die Frage, was denn damals bei einem Feuer passiert ist, fällt entsprechend pragmatisch aus: "Es brannte wohl ab", sagt der aktuell stellvertretende Leiter des Löschzuges, der Sonntag auf der Feuerwehrwache an der Schimmelbuschstraße ab 10 Uhr sein Jubiläum feiert.
Die Chancen auf Rettung immobiler Werte konnten auch Reiter nicht wirklich vergrößern, die nach Gruiten eilten und die dortige Wehr alarmierten. "Die waren dann eine Stunde später mit Pferdewagen und Spritze da."
Stationen aus einer Chronik, die mit dem heutigen Dienst der Freiwilligen so viel gemeinsam haben wie Wassereimer mit Hochdruckrohr. "Zurzeit sind 31 Männer und vier Frauen im Löschzug", so Hink. Freiwillige, die innerhalb von drei Jahren an 24 Wochenenden die Grundausbildung abgeleistet haben.
"Warum ich das mache?" Dachdeckermeister Hink denkt nicht lange nach: "Das ist eine Mischung aus Teamwork, Kameradschaft und Action, die den Reiz ausmacht." Für einen Schachkurs sei er nicht geschaffen, meint der 38-Jährige. So wie ihm geht es den meisten seiner Kollegen.
Gemeinsam ist ihnen auch die Doppelbelastung aus Beruf, Studium, Ausbildung und Feuerwehrdienst. Wenn der Piepser am Gürtel Alarm schlägt, "fahre ich immer los", sagt Hink. Auch dann, wenn er gerade auf dem offenen Dach eines Kunden sitzt und Regenwolken aufziehen. "Der Arbeitgeber muss das dulden. Die Ausfälle zahlt die Stadt", so Hink. Die Prioritäten sind klar.
Viel hat sich da in 100 Jahren nicht geändert. Damals waren es der Metzger, der Bäcker und der Landwirt, die beim Ertönen der Sirene Kunden Kunden und Arbeit Arbeit sein ließen und zum Einsatzort stürmten. "Ohne die Freiwilligen geht nichts." Diese Worte stammen nicht von Hink, sondern von Stadtbrandmeister Guido Vogt - gesprochen ein Jahrhundert später.