Erkrath: Die Kultur kommt nach Hause
Der Verein Unterfeldhaus aktiv hat eine neue Kulturreihe mit Lesungen in den Privaträumen von Erkrathern gestartet.
Erkrath. Vor dem Genuss stand bei dieser Veranstaltung die Qual der Wahl. Denn wer sich für den wohlklingenden und sich als ebenso wohlfeilen Abend herausstellenden Termin "Literatur in Wohnzimmern" entschlossen hatte, musste zunächst auswählen, ob er sich in der guten Stube der Familie Clemens, von Familie Lange, Familie Kretschmer oder den Kuchenbeckers niederlassen wollte.
"Ich habe im Internet tüchtig recherchiert", erklärte Ulla Grimm ihre Entscheidung. "Und wollte nichts Mystisches oder Beklemmendes. Deshalb habe ich mich für Tanja Blixen entschieden." Deren Geschichte "Babettes Fest" wurde von Sina Ebell, Ensemble-Mitglied des Jungen Theaters Düsseldorf, bei Ilse und Wilfried Kretschmer gelesen. "Es war die pure Freude, diese Veranstaltung zu organisieren", bekannte die Hausherrin, die "gerne" bei dem Verein Unterfeldhaus aktiv, der für dieses Event verantwortlich zeichnete, engagiert ist.
Die Idee zur Lesung auf dem heimischen Sofa hatte sie sich bei einem Besuch in Köln abgeguckt. Im September vergangenen Jahres wurde Kontakt zur Dramaturgie des Düsseldorfer Schauspielhauses aufgenommen - den schließlich sollten Profis lesen -, und dann entsprechende Häuser gesucht, die sich für einen literarischen Salon öffneten.
Auch die vier verschiedenen Geschichten, die die vier jungen Schauspieler Tina Amon Amonsen, Sina Ebell, Bianca Kürzel und Alexander Steindorf vertrugen, waren bald ausgewählt. Der Liebe zur Literatur sollte gefrönt werden. "Ein bisschen geht es auch darum, Gäste und Schauspieler miteinander in Kontakt zu bringen", beschrieb Ilse Kretschmer einen weiteren Aspekt der Veranstaltung.
Sina Ebell, die eine von ihr selbst vorgenommene Strichfassung der Blixen-Novelle, diesem rührenden Märchen eines französischen Dienstmädchens im skandinavischen Exil, das ein Festmahl in eine Liebesgeschichte verwandelt, vortrug, hatte "noch nie privat vor fremden Gästen vorgelesen. Ich freue mich auf den Abend", bekannte sie und gab ihr Bestes, die rund 25 Gäste mit moduliertem Vortrag in die wunderbare kulinarische Zauberwelt der Babette zu entführen.
"Das macht sie ganz toll" und "so ein schöner Abend" lautete das Lob der Zuhörer, nachdem in zwei Abschnitten zu jeweils einer halben Stunde gelesen worden war. Auch Wolfgang Haase war überaus zufrieden mit der Wahl seiner Abendveranstaltung bei den Kretschmers. "Ich liebe den Film", bekannte der Erkrather. "Und deshalb wollte ich endlich den Originaltext hören. Und das lohnt sich."
Am Ende kamen Schauspieler und Gäste sternenförmig zueinander. Beim anschließenden Künstlertreff am Neuenhausplatz wurde über das Erlebte berichtet. Erstes Fazit: Dieser Kunstgenuss müsse unbedingt wiederholt werden.