Erkrath: Stimmen am frühen Morgen

Das Naturschutzzentrum bietet Seminare zu Bestimmung von Vögeln an.

Erkrath. Hört man hier eine Kohlmeise? Deutlich wahrnehmbar ist am Gartenzaun hinter dem Haus vor allem das geschwätzige Getschilpe der Spatzen. Gesänge in anderen Tonlagen mischen sich aus unterschiedlichen Richtungen verwirrend darunter.

"Man muss auf die Besonderheiten, die arttypischen Hauptmotive achten", leitet Wolfgang Sternberg die 15 Seminarteilnehmer an. Zusammen mit seiner Frau Helga gibt er in zwei Stunden lang eine Einführung zu den häufigsten Vogelstimmen am Naturschutzzentrum Bruchhausen.

Bei der Kohlmeise ist das Erkennungsmerkmal das kurze, metallische Anschlagen. Nachdem die Vögel noch ein paar Mal ihren Gesang wiederholt haben, wird die Klangkulisse für die Ohren klarer. Und dann ist da auch die Blaumeise mit ihrem typischen Triller.

Das Erkennen von Vogelstimmen ist mehr als ein Zeitvertreib für Naturinteressierte: "Der Gesang ist oft das Einzige, womit man die Vögel sicher bestimmen kann", erklärt Sternberg. Viele Arten seien praktisch nicht zu sehen. Sie sind zu weit weg vom Menschen und halten sich im Schutz des Laubes in Hecken und Bäumen auf. Zu wissen, welche Vögel an einer bestimmten Stelle leben, ist für Forscher wichtig, um die Qualität eines Lebensraums einschätzen zu können.

Die Gruppe hat die Umgebung des Gartens verlassen und ist in den Weiden und Obstwiesen von Bruchhausen angekommen. Hecken entlang der Wege bestimmen das Bild - und den Klang. Vögel, die sich gern zwischen dem Laub der Büsche verborgen halten, wie der Zaunkönig und der Fitis sind hier zu hören.

"Wichtig ist, zu wissen, in welchem Umfeld man welchen Vogel erwarten kann", sagt Sternberg. Kleiber und Buchfink liebten die Bäume. Sie auf einem Feld anzutreffen, würde nie passieren.

Die Tiere draußen, in ihrem Lebensraum zu hören, findet Sternberg als Lernmethode besonders effektiv. Regelmäßig bietet er deshalb vogelkundliche Wanderungen in den frühen Morgenstunden, der Hauptzeit des Vogelgesangs, an. Im Seminar spielen die Sternbergs zusätzlich Aufnahmen im Unterrichtsraum vor. So können die verschiedenen Gesänge der Tiere miteinander verglichen werden.

Seit diesem Frühjahr will Kursteilnehmerin Margret Michels die Vogelstimmen zu ihrem Hobby machen. Die Erkratherin kennt viele Vögel als winterliche Gäste ihres Vogelhauses und erfreut sich in Frühjahr und Sommer am Gesang auf ihrer Terrasse.

"Man hört so viele Vögel und kennt sie nicht", benennt sie den Grund, aus dem sie das Seminar der Sternbergs besucht. Fünf verbreitete Arten will sie in diesem Jahr am Gesang erkennen können. Nach der Einführung im Naturschutzzentrum ist das Ziel schon fast erreicht.