Erkrather Kriminalrat bildet in Afghanistan Polizisten aus
Kriminalrat Uwe Mainz bildet in Kabul Polizisten aus. Seine Familie unterstützt den 54-Jährigen bei seiner gefährlichen Mission.
Erkrath. "Schatz, ich hab’ keine Lust." Wenn der Sonntag zu Ende geht, ergeht es Uwe Mainz wie vielen anderen Frauen und Männern, denen eine neue Arbeitswoche ins Haus steht. Mit dem kleinen Unterschied, dass Uwe Mainz das Wochenende nicht mit dem "Tatort" im Ersten beschließt, sondern den Flieger in Richtung Kabul besteigt.
Siebeneinhalb Stunden trennen ihn von seiner Familie und seinem Zuhause in Unterfeldhaus und seinem Einzelzimmer in einer schwer bewachten Unterkunft in Afghanistans Hauptstadt. Dort tauscht er Hemd und Jeans gegen die Polizeiuniform, spricht Englisch statt Deutsch und fährt schwer gepanzerte Fahrzeuge.
Uwe Mainz ist Kriminalrat. Seit zehn Jahren betreut er die Auslandseinsätze der Polizei in NRW. Seit Februar dieses Jahres berät er im Auftrag der europäischen Mission Führungskräfte von Europol in der afghanischen Polizei bis hoch zum Innenminister.
"Vor zehn Jahren war ich ein Jahr lang im Kosovo", sagt der 54-Jährige. "Dort gab es damals gar keine Polizei, die mussten wir erst aufbauen." In Afghanistan gibt es einen Polizeiapparat, dessen Schutz- und Kriminalpolizei seit dem Sturz der Taliban mit europäischer Hilfe neu aufgebaut wird.
"Die Polizisten in Afghanistan sind unterbezahlt, viele von ihnen sind Analphabeten, und wir können dort nur mit Dolmetschern arbeiten", sagt Mainz. "Hinzu kommt, dass viele von ihnen bei Anschlägen ums Leben kommen, weil verstärkt auch die lokalen Polizisten und nicht mehr nur das Militär angegriffen werden."
Die internationale Zusammenarbeit, die Möglichkeit, ein Land voranzubringen - das reizt Mainz an seiner Aufgabe. "Dafür braucht man aber viel Geduld. Drei, vier Jahre reichen nicht aus", sagt er und fügt hinzu: "Aber wir sind ja auch schon seit 2002 da."
Seiner Schätzung dauert es zehn bis zwölf Jahre, bis Afghanistan stabilisiert ist. Dennoch habe sich bereits viel verbessert. 2002 gingen nur acht Prozent aller Kinder in die Schule, heute sind es 88 Prozent der Mädchen und Jungen. 85Prozent der Bevölkerung habe Zugang zu ärztlicher Versorgung, früher waren es zehn Prozent.
Bis Februar nächsten Jahres wird Uwe Mainz in Kabul im Einsatz sein. Alle zwei Monate kommt er für je zwei Wochen nach Hause, zu seiner Frau Corinna und seinem 21 Jahren alten Sohn, der auch Polizist werden will.
"Meine Familie ist meine Basis. Meine Arbeit im Ausland bringt uns noch näher", sagt Mainz, fügt aber auch hinzu: "So ein Auslandsaufenthalt muss aus einer stabilen Beziehung starten." Denn die Trennungsrate unter seinen Kollegen und Mitarbeitern ist hoch. "Die Frau trägt die Mission mit", heißt es.
"Wir sind uns einig", bestätigt Corinna Mainz. "Es ist doch super, dass mein Mann so weit gekommen ist." Jeden Tag telefoniert sie mit ihm. "Dann bin ich beruhigt." Denn dass der Mann in einem lebensgefährlichen Gebiet unterwegs ist, ist der Familie Mainz natürlich bewusst.
"Ich bin sehr vorsichtig", sagt der Kriminalrat. Nachrichten über Anschläge erfährt er sekundenschnell per SMS. Mainz: "Dann versuchen wir sofort, unsere Angehörigen zu erreichen, um ihnen zu sagen, dass es uns gut geht."