Erkrath: Drei Hammerschläge für Audrey

Auktionator: Der Erkrather Ulrich Felzmann versteigert Briefmarken – darunter auch die „Blaue Mauritius Deutschlands“.

Erkrath. Am 7. Oktober 2005 sorgte Ulrich Felzmann aus Unterfeldhaus mit seinem goldenen Hammer für Schlagzeilen: An jenem Freitag besiegelte der Auktionator mit dem dritten Schlag ein Geschäft, das Beobachter den Atem stocken ließ. In diesem Moment hatte ein Finanzinvestor aus Korschenbroich den Zuschlag erhalten, 135 000 Euro für eine Briefmarke zahlen zu dürfen, die es eigentlich gar nicht gibt.

Wenn Felzmann die Geschichte des Porstwertzeichens mit dem Konterfei der Schauspiellegende Audrey Hepburn erzählt, füllt sich das Konferenzzimmer in seinem Auktionshaus an der Düsseldorfer Immermannstraße mit einer Intensität, die der Hausherr als die unabdingbare Voraussetzung derer bezeichnet, die das Geschäft mit Briefmarken erfolgreich betreiben.

"Das Beruf des Philatelisten ist Berufung." Und so wächst von Wort zu Wort, von Satz zu Satz die Begeisterung über die Existenz eines kleinen Stücks Papiers, das die Welt in Erstaunen versetzt hat.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Bundesfinanzministerium will Briefmarke mit Audrey Hepburn in dem Film "Frühstück bei Tiffany" herausbringen, lässt 14 Millionen Exemplare drucken, Hepburns Erben legen gegen die Darstellung der rauchenden Audrey erfolgreich Widerspruch ein (die Frau starb an Lungenkrebs), die Briefmarken werden vernichtet.

Alle? Wohl nicht, denn bis heute sind vier der Marken aufgetaucht - auf Briefe geklebt und abgestempelt. Die vierte Marke versteigert Felzmann im Mai 2009 im Auftrag eines Sammlers aus Solingen.

Werden ihm solche Marken zur Versteigerung angeboten, erlebt Felzmann Momente der Überraschung in seinem Berufsleben, das ihn fast als Vertreter eines Hamburger Bankhauses nach Südamerika geführt hätte. Das war in den 60er-Jahren. Im Anschluss an eine Banklehre.

Dann jedoch rief ihn sein Onkel an, der in Düsseldorf ein Auktionshaus betrieb. "Sein Kompagnon war gestorben." Die Nachfrage nach einem Ersatz aus Reihen der eigenen Verwandtschaft war naheliegend.

Was schließlich sagt mehr darüber aus, welche Faszination die Philatelie auf Ulrich Felzmann ausübt als eine Erinnerung an seine Kindheit? "Der Urgroßvater hatte seinen Kindern als Aussteuer eine komplette Bayern-Sammlung geschenkt. Als ich zehn Jahre alt war, hat sie meine Großmutter mir gezeigt. Das war ein großer Moment."

Eine Empfindung, die mehr über den Vater von zwei Töchtern verrät als die "offizielle" Erklärung, "dass Briefmarken ein Stück Zeitgeschichte sind, das zu sammeln lohnt" und "dass es reizvoll ist, etwas zu besitzen was andere nicht haben".

Während sich Felzmann als Sammler bescheiden auf das Gebiet Hamburg-Bergedorf - seine Heimat - beschränkt, überschreitet seine Profession Grenzen. "Unsere Kunden kommen aus ganz Europa."

Häufig sind es Nachlässe, die ihm zur Bewertung vorgelegt werden. Entscheidet sich der Besitzer zum Verkauf, bietet Felzmann Briefmarken und Münzen auf einer der drei Auktionen an, die er jährlich ausrichtet. Bis dahin lagert die Ware - von hochmodernen Sicherungssystemen geschützt - in den 720 Quadratmeter großen Geschäftsräumen.

Ein Büro in der Zimmerflucht hat vor kurzem Tochter Astrid Wolffram bezogen. Die 29-Jährige, die zuvor für die Pressearbeit bei Filmfestivals zuständig war, nähert sich als Assistentin der Geschäftsführerin der familiären Bestimmung an. Die spätere Übernahme des Auktionshauses Feldmann ist nicht ausgeschlossen.