Erkrath: Ein Bürgerbus in der Fußgängerzone

Der Bürgerbus-Verein hat seine Hausaufgaben gemacht. Wenn die Politiker mitspielen, soll ab Sommer 2008 ein Bus durch Alt-Erkrath fahren.

Erkrath. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen vor einem Eisbecher im Café an der Bahnstraße - und der Bus kommt vorbei. Die Vision ist nicht das Ergebnis eines doppelten Grappa, sondern reales Vorhaben eines kleinen Vereins. Der nennt sich Bürgerbusverein Erkrath, hat 33 Mitglieder - und ein strukturelles Finanzproblem. Aber der Reihe nach.

Ein Teil der Bahnstraße ist Fußgängerzone. Da haben Autos - mit Ausnahme von Lieferfahrzeugen zu festgelegten Zeiten - nichts zu suchen. Diese Einschränkung soll jedoch nicht für den Bürgerbus gelten, den der Verein ab der zweiten Jahreshälfte 2008 auf einer rund neun Kilometer langen Strecke in Alt-Erkrather betreiben möchte. "Gespräche mit der Verwaltung haben zu dem Ergebnis geführt, dass das machbar ist", sagte gestern Jürgen Hampel, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins, bei der Vorstellung des Konzepts.

Jetzt sind die Politiker gefordert, entsprechende Beschlüsse zu fassen. "Am vergangenen Freitag haben wir die Unterlagen dem Bürgermeister übergeben und den Fraktionen geschickt", so Schriftführer Dieter Becker.

Die Öffnung der Bahnstraße ist nicht die einzige Unbekannte, die noch zu klären ist, bevor ein Bürgerbus seine rund einstündige Runde vom Regiobahnhof durch Alt-Erkrath zurück zum Bahnhof fahren kann. "Die Stadt muss eine Patronats-Erklärung abgeben", so Hampel. Was nichts anderes als die Bereitschaft der Stadt beschreibt, für Defizite gerade zu stehen. Der Wirtschaftsplan des Vereins weist für das erste Betriebsjahr 510 Euro aus. Danach soll der Fehlbetrag geringer ausfallen.

Einen weitaus größeres Defizit gedenkt der Vereinsvorstand über einen Kredit zu finanzieren: rund 55 000 Euro kostet ein Bürgerbus für acht Fahrgäste auf Basis eines Transporters mit langem Radstand. 30 000 Euro schießt das Land zu, "für die Differenz nehmen wir ein Darlehen auf", sagte Olaf Brandt, Kassenwart.

Die Finanzmittel des Vereins sind eher bescheiden. Die 33 Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von zwölf Euro. "Das reicht nicht mal aus, um ordentliche Werbung machen zu können", so Hampel.

Was die Ehrenamtler in der Vergangenheit nicht daran gehindert hat, ihre Hausaufgaben mit Akribie zu erledigen: Die Fahrstrecke steht ebenso wie der Fahrplan, 17 Fahrer wurden bereits geworben, und sogar die Fahrpreise stehen fest: Erwachsene zahlen 1,50 Euro, Kinder einen Euro, Behinderte werden unentgeldlich befördert.

Fahren sollen der Bürgerbus durch Alt-Erkrath (Hampel: "Da war der Bedarf am größten") zwischen 8 und 18 Uhr. Er soll 30 Haltstellen anfahren, die rund 300 Meter voneinander entfernt stehen. Der Großteil dieser Haltestellen muss noch errichtet werden, eine kleine Zahl kann durch bestehende der Rheinbahn abgedeckt werden. "Wie es jetzt weitergeht, hängt von den Politikern ab", betonte Brandt. "Wir selbst wollen unpolitisch sein."