"Haaner Modell" soll alle Kinder fit machen

Die CDU will nach dem Vorbild Düsseldorfs eine zentral koordinierte Bewegungsförderung. Schulen, Stadt und Vereine sollen mitziehen.

<strong>Haan. Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht, können nicht mehr richtig laufen, hüpfen, werfen. Klimmzug und Purzelbaum werden zu unerfüllbaren Kunststücken. Das soll anders werden, meint die CDU - und setzt dabei auf ein Vorbild aus der Landeshauptstadt. Die praktiziert seit 2003 das "Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung”, eine zentral koordinierte sportliche Förderung für Kinder vom Kindergarten an. Wie CDU-Ratsfrau Anette Braun-Kohl gestern im Schul- und Sportausschuss vorschlug, soll Haan ebenfalls eine solche Förderung entwickeln - nur eben als "Haaner Modell”. "Es reicht nicht, wenn wir etwas für Sportanlagen tun, sondern wir müssen vor allem die Kinder im Blick haben”, sagte Braun-Kohl. Dazu gehöre zum einen, überhaupt die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder zu testen, und zum anderen, ihnen anhand möglichst früh individuelle Sport- und Bewegungsförderung mitzugeben. In Düsseldorf wird dies seit vier Jahren in einem mehrstufigen Programm praktiziert: Bereits im Kindergarten wird die Bewegungserziehung, auch die Kooperation mit Sportvereinen, intensiv gefördert. Zum anderen unterziehen sich alle Zweitklässler einer sportlichen Leistungsuntersuchung, dem so genannten "Check”. Hierbei werden ihre körperlichen Fähigkeiten festgestellt, und anschließend erhalten sie je nach Ergebnis eine Förderung von der allgemeinen Fitnessverbesserung bis zur gezielten Talentausbildung im Sportverein. Als Fünftklässler werden alle Kinder noch einmal mit einem so genannten "Re-Check” untersucht, um zu prüfen, ob die Maßnahmen gegriffen haben. Die Zahlen sprechen für sich: Wurden 2003 noch zwölf Prozent der Kinder mit "nicht ausreichend” getestet, waren es beim Re-Check 2005 noch vier Prozent, während sich in der Kategorie "gut” die Ergebnisse von 18 auf 33 Prozent verbesserten - so die Zahlen des Düsseldorfer Sportamtes von 2006.

"Wenn wir so etwas in Haan machen wollen, müssen alle mitziehen”, sagte Braun-Kohl - also Kindergärten, Sportvereine, Schulen, Verwaltung. Letztere zeigte sich von dem CDU-Vorschlag ebenso angetan wie viele Politiker: "Wir brauchen ein Haaner Modell”, stimmte Jochen Sack (Grüne) zu.

Kämmerin Dagmar Formella sicherte derweil zu, dass die Verwaltung eine Analyse des bestehenden Angebots in Haan durchführen und auf dieser Grundlage prüfen würde, welche Ansätze des Düsseldorfer Modells adaptierbar seien. "Wir haben beispielsweise schon Bewegungskindergärten, wie am Bandenfeld, wir haben das Kindergarten-Projekt "Lot jonn!” und viel Jugendarbeit in den Sportvereinen”, so Formella.

Skepsis dazu kam vor allem aus den Reihen der FDP: "Die Sportvereine erfassen bereits 70 bis 75 Prozent der Haaner Kinder”, so Arndt Vossieg, "wozu soll man für die restlichen 25 Prozent einen solchen Aufwand betreiben?” Sein Parteifreund Michael Ruppert mahnte ebenfalls an, dass Aufwand und Ertrag in einem gesunden Verhältnis stehen müssten. Sowohl Braun-Kohl als auch Formella räumten den großen Gesprächsbedarf ein, der bei diesem Projekt noch bestehe.


Von Florian Launus