Erkrath: Eine Stadt für Warmduscher
Stadtwerke prüfen den Einsatz von Wärme aus Abwasser. Das Rathaus dient als Pilotprojekt.
Erkrath. Seit einem Jahr wissen die Anwohner von der Schlüter- und Bahnstraße um die Bedeutung ihrer Körperhygiene fürs Wohlgefühl derer im Rathaus. Vor einem Jahr kündigte die Verwaltung nämlich an, sich die Wärme des Abwassers dieser Haushalte zunutze machen zu wollen. "Wärmerückgewinnung" lautet das zukunftsträchtige Prinzip.
Nun ist die Zukunft in Erkrath allerdings noch nicht so ganz angekommen. Was eigentlich bis zum Jahresende hatte realisiert werden sollen, wurde noch nicht einmal begonnen. Grund sind verwaltungsinterne Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Ämtern. Derartige Probleme sind bekannt.
Die hat auch der Leiter von Tiefbauamt und städtischem Abwasserbetrieb, Peter Heffungs, erkannt und auf Abhilfe gesonnen. Herausgekommen ist ein Konstrukt, das der Abwasser-Technik zu einer Verbreitung verhelfen soll, die weit über das Rathaus-Projekt hinausgeht. "Wir haben Gespräche mit den Stadtwerken geführt, die jetzt als eine Art Koordinierungsstelle arbeiten", so Heffungs.
Stadtwerke-Chef Gregor Jeken bestätigt das: "Bei der Wärmerückgewinnung handelt es sich um eine Technik, die uns sehr interessiert", sagt er. Daher unterstütze sein Unternehmen die Verwaltung. Jeken ist sich bewusst, dass "wir uns ins eigene Fleisch schneiden, wenn wir dadurch weniger Erdgas verkaufen".
Er sehe es aber als Ausgabe der Stadtwerke, Kunden über alternative Energieformen zu beraten und Klimaschutz zu betreiben. Auch betriebswirtschaftlich bedeute die neue Technik keinen Verlust: "Damit verkaufen wir schließlich Wärme."
Das Pilotprojekt für dieses neue Geschäftsfeld, die Beheizung des Rathauses, soll nun im kommenden Jahr in Form eines neuen Kanals mit Wärmetauschern in die Bismarckstraße gelegt werden. Viel Zeit bleibt auch nicht, denn die 26 Jahre alte Heizungsanlage des Rathauses ist eine Dreckschleuder mit miesen Abgaswerten und störanfälliger Technik, die jährlich 37.500 Kubikmeter Gas verbrennt. Eine neue Anlage ist daher dringend erforderlich.
Um das Rathaus mit dem durchschnittlich 14 Grad warmen Wasser, das durch die Rohre rauscht, zu beheizen, wird in ein Kanalrohr in der Bismarckstraße mit einem Durchmesser von 1,10 Meter auf einer Länge von 20 Metern eine Art Edelstahlwanne eingesetzt. "Dem Blech wird dann über Wärmetauscher - wie auch bei der Gewinnung von Erdwärme - die Energie entzogen", erklärt Heffungs. Das Abwasser wird dabei um zwei Grad abgekühlt.
Eingesetzt werden kann die Technik bei Temperaturen bis knapp über dem Gefrierpunkt. Daher wird zusätzlich ein neuer, kleinere Gaskessel eingebaut. Die Gesamtkosten der Anlage für die Wärmerückgewinnung addieren sich damit auf rund 335.000 Euro. Knapp über 100.000 Euro davon entfallen auf den neuen Kanal.