Erkrath: „Fussel“ futtert kleine Küken

Die Leiterin des Naturschutzzentrums, Karin Blomenkamp, zieht ein drei Wochen altes Käuzchen auf.

Erkrath. Noch sitzt er verschüchtert in seinem Käfig. Die meiste Zeit verschläft das kleine Wollknäuel, das mal ein ausgewachsener Waldkauz werden will. Vor ein paar Tagen stießen aufmerksame Spaziergänger am Wildgehege im Neandertal auf den Nestflüchtling.

Sie informierten den Hegemeister, und kurze Zeit später zog "Fussel" - so hat Karin Blomenkamp ihren Zögling getauft - im Büro der Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen ein. "Anfangs hat er mich noch ziemlich beschimpft. Irgendwie sehe ich ja auch nicht aus wie seine Mutter", sagt die Biologin.

Mittlerweile ist sie als Pflegemutter akzeptiert und darf das Futter reichen. "Das war schon eine Überwindung. Da kann man nicht einfach in den Supermarkt gehen und ein Stück Gulasch kaufen", schildert Blomenkamp ihre Schwierigkeiten mit der Zubereitung von gefrorenen Eintagsküken, die der etwa drei Wochen alte Kauz verspeist.

"Das geht jetzt noch ein paar Wochen so, aber irgendwann frisst er eine ganze Maus", ist die Pflegemutter optimistisch. Nach Zwergziege Emma, die Karin Blomenkamp im Vorjahr auf Trab gehalten hat, ist der kleine Kauz das nächste Sorgenkind, das Aufmerksamkeit verlangt.

Obwohl die Gründe für Sorgen mit jedem Tag schwinden, den "Fussel" wohlbehalten überlebt. Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen: Das Motto gilt auch für das Käuzchen, dass ja irgendwann als ausgewachsener Kauz für sich selbst sorgen muss. Deshalb treiben Karin Blomenkamp auch jetzt schon die Fragen einer Mutter um, deren Nachwuchs flügge wird. Wie bringt man ihm das Fliegen und das Jagen bei? Braucht er bald eine größere Voliere, und wer muss dafür wohin umziehen?

Es gibt so etliches, was noch geklärt und überlegt werden will. "Eine Handaufzucht ist immer schwierig. Ich hoffe, wir können ihn auswildern", schaut Karin Blomenkamp in die Zukunft.

Seit dem Ratsbeschluss vor einigen Wochen zur Sicherung der Finanzierung des Zentrums gibt es nun auch wieder eine Perspektive für Bruchhausen. Nach vielen Jahren der Ungewissheit ist nun klar: Es wird mindestens 20 Jahre weitergehen mit dem Engagement für den Naturschutz.

"Jetzt können wir auch wieder langfristige Projekte und Kooperationen umsetzen", freut sich die Leiterin. Dazu gehört auch der Gedanke, den noch leer stehenden Heimann-Hof in das Konzept des Naturschutzzentrums einzubinden. Nach dem Tod des Schäfers Manfred Heimann, der den Hof von der Stiftung gepachtet hatte, waren neue Ideen gefragt. Wie es auf dem Heimann-Hof weitergeht, soll nun das Stiftungskuratorium entscheiden. "Herr Heimann fehlt uns an allen Ecken und Enden. Wir hoffen trotzdem, dass wir vielleicht auch unser pädagogisches Programm auf dem Hof umsetzen können", sagt Blomenkamp.

Derzeit hat sie allerdings noch mit dem Frühlingserwachen alle Hände voll zutun. Die Zauneidechsen sollen langsam aus ihrem Exil ins heimische Ratingen umgesiedelt werden. Frösche und Kröten warten darauf, dass der 800 Quadratmeter große Rest der neuen Freifläche noch entsiegelt wird. Und Alpha, Omega und Mauritius - drei griechische Landschildkröten - brauchen für ihre neue Wohngemeinschaft mit europäischen Wasserschildkröten ein neues Domizil.