Erkrath: Schießen wie die Samurai

Jugendamt und Kyudoverein Neandertal bieten eine Ferienfreizeit rund um das Thema japanisches Bogenschießen.

Erkrath. In der Turnhalle der Albert-Schweizer-Schule herrscht ungewohnte Stille. Kein Stimmen-Wirrwarr ausgelassener Schüler, kein Gepolter auf dem Hallenboden. "Hier wird konzentriert gearbeitet", flüstert Kursleiter Ralf Brüster und schleicht auf Strümpfen durch die Halle zu einem seiner Schützlinge.

Anna (11) steht in neun Meter Entfernung vor einer Zielscheibe, in den Händen hält sie einen 2,20 Meter langen Bogen. Sachte spannt sie den Pfeil in die Bogen-Sehne, hebt den Bogen über den Kopf und zieht die Sehne zurück. Eine Pause. Dann schnellt der Pfeil in Richtung Zielscheibe. "Ich bin schon viel besser geworden", kommentiert die Schülerin ihren präzisen Schuss.

Seit Montag nimmt Anna gemeinsam mit acht weiteren jungen Bogenschützen an der Ferienfreizeit rund um das Thema japanisches Bogenschießen- "Kyudo" genannt - teil. In den vergangenen Tagen haben die zwei Mädchen und sieben Jungen zwischen elf und 14 Jahren unter der Anleitung von Kursleiter Ralf Brüster ihren eigenen Bogen aus Bambus selbst gebaut und seither jede Minute an Technik und Schusspräzision gefeilt - zunächst beim Schießen auf Reisstrohballen, die "Makiwara", dann auf Zielscheiben, "Mato" genannt.

"Man kann sehr schnell erkennen, wer ein gutes Körpergefühl hat und meine Ratschläge umsetzen kann", sagt Brüster. Und er weiß schließlich, wovon er spricht: Seit 2003 leitet er die Jugendabteilung des Kyudovereins Neandertal, führt Jugendliche an die 500 Jahre alte Kunst des Bogenschießens der Samurai heran. Bereits zum sechsten Mal bietet Brüster in Kooperation mit dem Jugendamt die Ferienfreizeit für Jugendliche an.

Der Kurs ist jedes Jahr gut besucht. "Wir schießen im Stand, im Knien, von Böcken aus oder auf bewegliche Ziele", beschreibt Till (11) das abwechslungsreiche Programm. "Es wird nie langweilig", beteuert Anna.

Zum Abschluss der Ferienfreizeit werden sich Anna, Till und die anderen Bogenschützen am Freitag im Wettkampf messen. "Ein kleines Turnier weckt den Kampfgeist", sagt Brüster. Auch unter Anspannung müssten die Schützen den Bogen ruhig halten und den Pfeil präzise abschießen - eine Schwerstarbeit, denn der Widerstand eines gespannten Bogens kann zwölf Kilo betragen.

Anna übt sich derweil weiter im Zielschießen - schließlich möchte sie am Freitag auf dem Siegertreppchen stehen. Ralf Brüster beobachtet die Fortschritte der Elfjährigen genau. "Bald hat sie den Bogen raus - im wahrsten Sinne des Wortes", sagt er mit einem Augenzwinkern.