Haan: Verlierer ist die Landwirtschaft

Die Stadt Haan will sorgsamer mit ihren Flächen umgehen. Deshalb investiert sie 10.000 Euro in ein Managementsystem.

Haan. Der große Verlierer der Haaner Stadtentwicklung ist die Landwirtschaft. Wenn neue Straßen geschaffen, neue Gewerbegebiete oder auch ein Golfplatz angelegt werden, geht das zum Großteil auf Kosten von Ackerland. So wurden 2003/2004 der Landwirtschaft 60 Hektar allein für den Golfplatz Haan-Düsseltal abgenommen, Weitere Hektar Ackerboden folgen sowohl für die neue Umgehungsstraße K20n für Gruiten als auch für das neue Gewerbegebiet Champagne2.

Landesweit werden täglich 15 Hektar bebaut. Zu viel, wie die Landesregierung NRW findet. Sie möchte den Flächenverbrauch auf fünf Hektar am Tag reduzieren. Auch die Stadt Haan will ihren Flächenverbrauch reduzieren. Gleichzeitig möchte sie die Qualität ihrer Stadtentwicklung verbessern, neue Wohngebiete nur dann ausweisen, wenn sie auch bezogen werden, weiteren Pflegeheimen nur dann zustimmen, wenn der Bedarf nach Plätzen auch da ist.

Darum hat der Rat auf Anregung von SPD und GAL beschlossen, an dem Projekt "Kommunales Flächenmanagement" teilzunehmen. Für 10.000 Euro erhält die Stadt professionelle Hilfe von der so genannten Allianz für die Fläche, angesiedelt beim Ministerum für Umwelt und Naturschutz.

In einer professionell moderierten Arbeitsgruppe, die vor den Herbstferien zum ersten Mal zusammenkam, erarbeiten Vertreter aus Politik und Verwaltung, Bürger und Fachleute Ziele, nach denen die Verwaltung handeln und sich messen lassen muss.

"Am Ende verfügen wir über ein EDV-Programm, mit dessen Hilfe wir künftige Entwicklungen ableiten und formulieren können", sagt Technischer Dezernent Matthias Buckesfeld.

Die Entwicklung des Flächenmanagementsystems entspreche dem eines Leitbildprozesses, reduziere sich aber in Haan auf die Themen demografische Entwicklung und Gewerbeflächenmanagement.

Wie sieht Haan in 20 oder 30 Jahren aus? Ist die Bevölkerung dann deutlich älter als heute? Kann sich sich die Stadt im Speckgürtel von Düsseldorf behaupten? Oder wird sie immer kleiner und kann ihre Infrastruktur nicht halten? Antworten sollen in den kommenden Monaten erarbeitet und als Grundlage für künftige politische Entscheidungen dienen.

Das gilt zum Beispiel auch für weitere Unternehmen, die im neuen Gewerbegebiet Champagne2 angesiedelt werden. Neben den Indikatoren Gewerbesteuer und Arbeitsplätze könnte künftig auch der Flächenverbrauch der Firma in Relation zu den Arbeitsplätzen stehen.

Eine Spedition beispielsweise braucht viel Fläche, schafft aber dazu relativ wenige Arbeitsplätze. Ob man solche Unternehmen nach Haan holen will, könnte das Flächenmanagement beispielsweise festlegen.

Und kaum hat das erste Treffen der Projektgruppe im Rathaus stattgefunden, regt sich Widerstand. Helmut Weber, Sprecher des Bürgerarbeitskreises, Leitbild, findet, dass die Verwaltung diese Erkenntnisse auch ohne externe Moderation, Unterstützung und zusätzliche Kosten kompent erarbeiten könne. Und weil er sich in der Arbeitsgruppe nicht gleichberechtigt behandelt, sondern von der Moderation dominiert fühlt, hat er seine Mitarbeit an dem Projekt beendet.

"Es ist müßig, über einen internen oder externen Prozess zu diskutieren", kommentiert Buckesfeld Webers Einsparungsvorschlag. "Auch ein nur von der Verwaltung erarbeitetes kommunales Flächenmanagement kostet Geld, weil dafür andere Projekt liegen bleiben und nicht bearbeitet werden."