Mettmann: Lehrling im Sozialkaufhaus

Perspektive: Jennifer Wermeister macht eine Ausbildung im „Kaufhaus der Mettmanner“.

Mettmann. Dass es im "Kaufhaus der Mettmanner" anders zugeht als in anderen großen Warenhäusern, stört Auszubildende Jennifer Wermeister nicht. "Ich stelle mich einfach irgendwo dazu und helfe mit", sagt sie selbstbewusst. Konkret heißt das: Waren annehmen, waschen, bügeln, einsortieren oder dekorieren. Im Sozialkaufhaus werden pro Woche mehrere 100 Kilo Kleidung aus zweiter Hand aufbereitet und an Bedürftige weitergegeben.

Nach fünf Wochen Praktikum im "Kaufhaus der Mettmanner" erhielt Jennifer Wermeister die Zusage für die zweijährige Ausbildung als Verkäuferin im Sozialkaufhaus. Zum ersten Mal hat das Kaufhaus an der Bahnstraße eine Ausbildungstelle vergeben. Die Stiftung der evangelischen Kirchengemeinde übernimmt einen Teil der Finanzierung, den anderen Teil steuert die Diakonie aus den Kaufhauserlösen bei. Die Kosten liegen bei 7800 Euro für jedes Ausbildungsjahr.

"Wir wollten mit gutem Beispiel vorangehen und den Ausbildungsplatz ganz bewusst an eine Schülerin vergeben, die schlechte Chancen auf dem Ausbildungsmarkt gehabt hätte", so Diakoniebereichsleiter Michael Reichelt. Über ein halbes Jahr hatte er mit den Lehrern der Abschlussklassen an der Erich-Kästner-Schule intensiven Kontakt, um gemeinsam zu entscheiden, wer für die Lehrstelle geeignet ist. Dabei macht er kein Geheimnis daraus, dass vor allem die Anforderungen an der Berufsschule zur Hürde werden könnten. Deshalb ist das Netzwerk, um darüber hinweg helfen zu können, bereits geknüpft.

Jennifer Wermeister, ehemalige Schülerin der Erich-Kästner-Schule, ist stolz auf ihre Lehrstelle im Kaufhaus der Mettmanner. Von ihren zwölf Mitschülern an der Erich-Kästner-Schule war sie die einzige, die eine konkrete berufliche Perspektive hatte. Dabei ist das mit dem Schulabschluss nach der 9. Klasse nicht selbstverständlich. Ihre Mitschüler haben sich alle für einen Berufsvorbereitungslehrgang in Düsseldorf angemeldet, weil keiner eine Lehrstelle bekommen hat. Das wäre auch Jennifer Wermeisters Weg gewesen. "Ich hatte mich sonst nirgendwo beworben", sagt die ehemalige Förderschülerin. An Motivation habe es ihr nicht gefehlt. "Es war eher die fehlende Hoffnung, überhaupt irgendwo eine Chance auf eine Lehrstelle zu haben."

Auch Marktleiter Wendel Schmitz ist mit seiner Auszubildenden sehr zufrieden: "Wir können sie überall einsetzen, sogar schon eigenständig an der Kasse."

Eine Perspektive als festangestellte Verkäuferin hat Jennifer Wermeister nach dem Ende ihrer Lehrzeit allerdings nicht, da im "Kaufhaus der Mettmanner" überwiegend Ein-Euro-Kräfte arbeiten. "Die Stellen sind sehr begehrt. Viele bewerben sich auch schon bei uns, ohne vorher mit dem Fallmanager der Arge gesprochen zu haben", weiß Michael Reichelt. Es gab auch schon Tränen, wenn die befristete Stelle auslief. Reichelt: "Eine Verlängerung ist nur im Einzelfall möglich." Ein Blick auf die Statistik zeigt Erfolg versprechende Zahlen: Nach einem Jahr wurden 99Mitarbeiter durch die Arge vermittelt, 15 davon konnten auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.