Erkrath: SPD entdeckt den „Fluglärm“

Weil ein Unternehmen Geschäftsfreunde im Schnitt einmal pro Woche mit dem Hubschrauber abholt, wittert die SPD bewusste Irreführung.

Erkrath. Beim Wunsch nach größt möglicher Diskretion gibt es eine Steigerung von Luxus-Limousinen mit verdunkelten Scheiben. Wem Bodenhaftung zu riskant ist, geht in die Luft - wie die Klienten von Bernd-Georg Herdum, der im Bergschlösschen am Römerweg die Firma GFTA Analytics betreibt. Ein Unternehmen, das Menschen mit ganz viel Geld dabei behilflich ist, ihren Besitz zu mehren - Herrdum ist ein Berater der Hochfinanz.

Und weil die Mitglieder dieser seltenen Spezies an Öffentlichkeit ähnlich stark interessiert sind wie eine Fledermaus an Neonlicht, werden sie nach ihrer Ankunft am Flughafen Düsseldorf eben nicht mit Benz oder BMW, sondern mit der Bell abgeholt.

Bell ist der Name des US-amerikanischen Hubschrauberbauers, dessen Top-Modell, die Bell 430 (Foto), am Römerweg startet und landet. Angeflogen werden neben dem Flughafen Düsseldorf meist der in Frankfurt sowie Ziele in der Schweiz. Diese "Shuttle-Service" der etwas anderen Art betreibt Herrdum seit 18. November 2005. An diesem Tag wurde ihm die vorläufige Genehmigung für den Sonderflugplatz erteilt.

Im Rahmen dieses Verfahrens wurde die Stadtverwaltung Erkrath informiert. "Unsere Zuständigkeit beschränkt sich allerdings auf die Bekanntmachung des Vorhabens", so Technischer Dezernent Klaus-Dieter Holst. Verhindern könne es Erkrath nicht.

Genau das hat jedoch die SPD vor. In einem Brief an Bürgermeister Arno Werner schreibt Fraktionsvorsitzender Detlef Ehlert: "Damit (gemeint ist das Genehmigungsverfahren, Anm. d. Red.) soll langfristig Flugbetrieb an dieser Stelle gesichert und damit die Belästigung für die Anwohnern manifestiert und juristisch abgesichert werden."

Dass die Verwaltung auf der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstagabend nicht über das Vorhaben berichtet habe, ist nach Meinung Ehlerts Beleg dafür, "dass der Bürgermeister wie schon beim erstmaligen Genehmigungsverfahren 2004 versucht, die Menschen, insbesondere die Betroffenen am Rathelbecker Weg, der Schinkel- und Schlüterstraße, in die Irre zu führen." Von einem Verschleiern könne überhaupt keine Rede sein, meint Holst. Es sei geplant, das Thema auf der nächsten Sitzung des Planungsausschusses zu behandeln.

Von Beschwerden ist in Düsseldorf nichts bekannt: "In den vergangenen zwei Jahren hat es keine Beschwerden gegeben", sagte Marten. Selbstverständlich hätten Bürger im Rahmen des aktuellen Genehmigungsverfahrens die Möglichkeit, Anregungen und Beschwerden loszuwerden. "Eine Bürgerversammlung ist nicht automatisch geplant. Das mache ich davon abhängig, was vorgebracht wird." Zum jetzigen Zeitpunkt gehe er davon aus, so Marten, dass die Genehmigung ohne Probleme erteilt werde. Als Termin wird das kommende Frühjahr genannt.

Beantragt hat Herrdum 100 Flüge pro Jahr. "Das ist identisch mit der Zahl der vorläufigen Genehmigung", so ein weiterer Mitarbeiter des Luftverkehrsdezernats. Faktisch habe Herrdum davon 50 pro Jahr in Anspruch genommen. Das entspricht jeweils einem Abflug und einer Landung des Hubschraubers pro Woche. . .