Fahrt mit dem Bürgerbus: Erkrath in 30 Minuten

Anfang August wurde der Bürgerbus höchst feierlich vorgestellt. Die tägliche Routine hat die WZ jetzt erfahren.

Erkrath. "Ich glaube ich bin Bürgerbus süchtig", sagt Gertrud Becker. Die 80-Jährige drückt Busfahrer Dieter Becker ihr abgezähltes Kleingeld in die Hand. Der reißt ein Papierticket ab und reicht es ihr. Die Seniorin stellt ihre Einkaufstüten ab, lässt sich entspannt in den Sitz fallen und die Sonne ins Gesicht scheinen. Der Busfahrer bittet sie, "das Anschnallen nicht zu vergessen".

Dieter Becker startet den Motor des Kleinbusses - um 11.20 Uhr beginnt seine Tour. Er weiß, dass Menschen auf ihn warten: Seit einem Monat ist der Bürgerbus in Betrieb. Der Bus ist klein, nur acht Leute finden Platz.

Die festgelegte Route durch Erkrath wird von 17 Ehrenamtlichen gefahren. Dieter Becker ist einer von ihnen. Der Pensionär trägt eine Weste und ein Schild, auf dem sein Name steht. "Dann können die Fahrgäste mich direkt ansprechen." Und das machen sie auch: Gertrud Becker scherzt mit dem Fahrer, der ja denselben Nachnamen hat.

"Huch, das ist aber neu", sagt Gertrud Becker und zeigt nach vorne. Auf der Ablage im Bus zeigen bedruckte Blätter an, wo der Bürgerbus hinfährt. "Das war eine Anregung der Fahrgäste", sagt Dieter Becker. Nun zeigt das Schild an, dass der Bus in Richtung Rathelberger Weg fährt.

Kaum ist Becker losgefahren, muss er auch wieder halten. "Wir fahren Strecken, die sonst nicht abgefahren werden", sagt er. Die Straßen sind eng, aber er meistert die steile Strecke souverän: "Langsam ist Routine drin."

Der erste Monat Bürgerbus sei durchaus erfolgreich gewesen, die erwartete Fahrgastzahl von durchschnittlich mindestens drei Gästen pro Tour erreicht worden. Die erste Panne habe man auch schon erlebt: "Ein Kollege ist in einen Nagel reingefahren."

Bernadette Shoufany (66) steigt an der Bahnstraße dazu. "Die Gurte sind schon besser geworden, etwas weiter", ruft sie Dieter Becker zu. Als "Am Ort" zwei weitere Frauen in den Bus steigen, entwickelt sich eine regelrechte Kaffeefahrt-Stimmung: Es wird geklönt und gelacht.

Die räumliche Enge bringt Atmosphäre mit sich. "Bald haben wir den Bus voll geladen, aber nur alte Frauen", sagen die durchweg weiblichen Fahrgäste lachend. Gemütlich ist es in dem schmalen Bus, weder zu eng noch zu voll. Bei der Einfahrt in die Fußgängerzone, erzählt Becker: "Fahrgäste abweisen mussten wir glücklicherweise erst einmal."

Derweil hilft er Elisabeth Goderia(57), die ohne Krücke oder Rollator "nicht gut zu Fuß" ist. Für sie und ihren Ehemann Rudolf Goderia (58) ist die Fahrt mit dem Bürgerbus eine Premiere. "Wir testen das heute mal", sagen sie. Elisabeth Goderia ist begeistert, weil sie hier "gemütlich einsteigen konnte". Für Becker ist das selbstverständlich - auch, dass er seinen Fahrgästen den Rollator aus dem Bus trägt.

Die nächste Haltestelle markiert das Ende der Fahrt. Der Bürgerbus ist nach einer halben Stunde wieder in Erkrath-Nord angekommen. In 20 Minuten beginnt die nächste Runde für Becker. Die Belohnung? "Die Dankbarkeit der Fahrgäste", sagt er - und setzt sich hinters Steuer.