Fünfeinhalb Jahre Haft für Haaner Drogenhändler

Ein 36-Jähriger hat mit seiner Freundin einen regen Handel mit Marihuana, Haschisch und Amphetaminen unterhalten.

Haan/Wuppertal. Leicht fiel der 5.Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts das Urteil sicher nicht, das sie am Montag gegen den Haaner Michael S. fällte. Wie hart soll jemand bestraft werden, der 36 Jahre lang praktisch unbescholten gelebt hat und binnen weniger Wochen plötzlich mehrere Kilo Drogen schmuggelt und verkauft?

Fünfeinhalb Jahre Haft forderte die Staatsanwaltschaft, die dafür neun Einzeltaten von Michael S. heranzog. Jede für sich genommen hätte ihm schon eine Haftstrafe länger als zwei Jahre eingebracht. Das Gericht folgte dem Antrag - und selbst der Anwalt des Angeklagten hielt die Strafe noch für vertretbar.

Sieben Monate Untersuchungshaft liegen inzwischen hinter dem arbeitslosen Pflasterer, eine Zeit, die ihn sichtlich mitgenommen hat. Kraftlos, mit gesenkten Schultern und tiefen Ringen unter den Augen sitzt er im Gerichtssaal, den kahl geschorenen Kopf hält er meistens gesenkt.

Kurz nach seiner Festnahme im November hatte er alle aktenkundigen Taten gestanden und auch seine Verbindungsleute belastet. Diese Mithilfe hat ihm Strafmilderung eingebracht. An der Dimension der Taten ändert sie allerdings nichts.

Michael S. hatte sich im vergangenen Jahr offenbar in kürzester Zeit zu einem Dreh- und Angelpunkt der Drogenszene in Haan und der Umgebung entwickelt. Die gestern verhandelten neun Taten seien wohl nur die Spitze des Eisbergs, stellt die Staatsanwältin in ihrer Anklage fest.

Einen Tag kaufte er 500 Gramm Marihuana in Langenfeld, den nächsten Tag ein Kilo in Holland und am gleichen Tag noch einmal 500 Gramm in Wuppertal - beinahe täglich sei er unterwegs gewesen, so heißt es, um Nachschub zu besorgen. Abnehmer waren unter anderem seine beiden Halbbrüder, die den Stoff dann in Haan weiter verkauften.

Als er Ende November mit zwei Kilogramm hoch konzentrierten Amphetaminen über die holländisch-deutsche Grenze kam, griffen die Ermittler zu.

Mit im Auto saß seine Freundin, mit der S. eine Wohnung teilte und die auch sonst an dem schwungvollen Drogenhandel beteiligt war. Die heute 22-Jährige führte Buch über säumige Kunden, verstaute die Ware in der Wohnung und wog auch schon mal Drogen-Portionen ab. Am Montag war sie Mitangeklagte, die Staatsanwaltschaft forderte zwei Jahre und vier Monate. Doch das Gericht gab der arbeitslosen Maler- und Lackiererin noch eine Chance und verhängte zwei Jahre Haft auf Bewährung.

Überhaupt zeigte Richter Stefan Istel immer wieder seine pädagogische Seite, ermunterte die Angeklagten, ihr Leben neu anzupacken: "Jeden Tag aufstehen ist nicht immer witzig, auch nicht für Richter, aber man hat Grund, sich aufs Wochenende zu freuen."