Glaubenswechsel: Vorsicht, Lebensgefahr!

Eine Erkrather Familie aus dem Iran wechselte vom Islam zum Christentum. Darauf steht im Heimatland die Todesstrafe.

Hochdahl. "Eigentlich ist es nicht schön, von hinten fotografiert zu werden. Ich würde lieber in die Kamera gucken", sagt Maryam (die Nachnamen sind der Redaktion bekannt). "Ich bin doch stolz darauf, so zu sein, wie ich bin und will mich nicht verstecken." Ehemann Parviz sieht das genauso, aber letztendlich entscheiden sich beide doch für die Aufnahme, auf der man ihr Gesicht nicht sieht.

"Wir leben hier in einer Demokratie, aber trotzdem gibt es Leute, die uns anfeinden", erklärt der Iraner. Nicht Deutsche, sondern Türken, Araber oder eigene Landsleute sind es, die vor dem Ehepaar und seinen zwei Töchtern ausspucken und sie beschimpfen. Der Grund: Das iranische Ehepaar ließ sich taufen und trat vom islamischen zum christlichen Glauben über.

Parviz und Maryam wurden im Iran geboren, wuchsen dort im muslimischen Glauben auf, gingen zur Schule und schlugen eine Laufbahn als Lehrer und Dozentin ein. An der Universität in Teheran referierte Maryam über die Religionslehre des Zarathustra. "Ich habe allgemein darüber gesprochen und niemanden zu bekehren versucht", berichtet sie.

Trotzdem wurden heimliche Sicherheitsbeamte der Universität misstrauisch und nahmen sie fest. Parviz: "Als ich nach Hause kam, wusste ich nicht, wo meine Frau ist. Niemand wusste angeblich etwas, keiner sagte etwas."

Als er schließlich den Aufenthaltsort seiner Frau erfuhr, gelang es ihm, sie für wenige Tage frei zu bekommen. "Aber dann wurde unsere Wohnung durchsucht. Dort gab es Bücher und Dokumentarfilme über andere Religionen. Es war klar, dass sie diese Dinge als Beweismaterial gegen uns verwenden würden." Das war 1995. Im gleichen Jahr flüchtete das Paar aus dem Iran und landete über Umwege in Düsseldorf.

"In die Gottesdienste zu gehen, hat uns sehr geholfen", erzählt Maryam. "Wir fühlten uns hier einsam und alleine und suchten Freunde." Die fanden sie in der Religionsgemeinschaft. "Das ist wie ein Akku, der nach jedem Gottesdienst aufgeladen wird. Die Leute interessieren sich für uns." Seit 2006 sind sie offizielle Gemeindemitglieder.

Mit ihren Eltern, die nach wie vor im Iran leben, können sie nicht über ihren neuen Glauben sprechen: "Zum einen werden die Telefonate mit Sicherheit abgehört, und zum anderen ist vor allem der Vater meiner Frau ein sehr überzeugter Muslim. Vertrauen können wir ihm nicht."

Trotz der positiven Energie, die beide aus ihrem christlichen Glauben ziehen, beherrscht die Angst ihren Alltag. Das Paar lebt seit zwölf Jahren in Deutschland, beide Töchter sind hier geboren und sprechen perfekt Deutsch, doch die Familie soll abgeschoben werden.

Gewissensfrage "Ob man den beiden glaubt oder nicht, ist eine Gewissensfrage", sagt Erika Koch, die die iranische Familie seit 1995 kennt. "Aber Parviz ist immer von sich aus auf mich zugekommen, hat um eine Bibel gebeten oder um ein Gespräch mit dem Pastor. Beide fühlen sich sehr wohl in der Gemeinde und wurden dort auch sehr warmherzig aufgenommen."