Gruiten: 17 Häuser - die St. Nikolaus-Siedlung feiert Jubiläum

Vor 50 Jahren entstand die St. Nikolaus-Siedlung in Gruiten. Die Grundstücke wurden damals verlost, bevor sie in Eigenleistung bebaut wurden.

Gruiten. Wer heute nach Gruiten kommt, mit seinen schmucken Einfamilienhäusern und großzügig geplanten Wohngebieten, kann sich wohl kaum vorstellen, wie dort die Wohnsituation in den Nachkriegsjahren war: Häuser waren ausgebombt, Familien obdachlos, aus dem Osten Vertriebene suchten eine neue Heimat, während es immer noch nicht für alle genügend zu Essen gab.

Es war nicht ungewöhnlich, dass Familien auf ein paar Quadratmetern hausten. Um das zu ändern, wurde Anfang der 50er Jahre das erste größere Bauprojekte in Angriff genommen. Zunächst wurden jenseits der Bahn an der Bergstraße, Häuser und Siedlungen geschaffen. Doch auch die Mitglieder der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) hatten ein großes Ziel: Unterhalb des Sportplatzes wollten sie eine Siedlung aufbauen.

Am vergangenen Samstag feierten die Bewohner der St. Nikolaus-Siedlung das 50-jährige Bestehen ihrer Häuser. Mit dabei war auch Werner Fritze. Er war als einziger der Männer anwesend, die damals mit viel Schweiß, quasi aus dem Nichts, ihren Traum verwirklicht haben.

Er erinnert sich an den langen und schweren, der vor den katholischen Arbeitern lag, denn schon beim Erwerb der Grundstücke gab es Probleme. Das Gebiet auf dem die neue Siedlung entstehen sollte, gehörte nämlich teils dem Kalkwerk, teils einer Erbengemeinschaft. "Wir haben damals andere Siedlungen besucht und bekamen Tipps und Zuspruch, konnten aber nicht beginnen, weil wir das Gelände noch nicht besaßen. Sonst hätten wir schon viel früher mit den Arbeiten begonnen", erinnert sich Fritze.

Prälat Bernhard Marschall schaffte es schließlich, Gelände für 17 Grundstücke für die Kirche zu erwerben. Sie wurden als Erbpacht unter den Siedlern verlost: "Mit den Losen fanden sich alle ab, es gab keinen Neid", beschreibt Fritze die Stimmung und den Zusammenhalt jener Tage. Der sollte noch nötig werden, denn mit einfachsten Mitteln mussten die Siedler alle anstehenden Erdbewegungen selbst verrichten. Eine unvorstellbare Arbeit, die nur mit Schaufeln, Schubkarren und sehr viel Eigenleistung bewältigt wurde.

Auch Fritze ist kam damals direkt von der Arbeit in Mettmann zur Baustelle, um dort bis zum Einbruch der Dunkelheit Straßen und Kanäle auszuheben. Erst dann ging es nach Wülfrath, wo er mit seiner Frau Hildegard bei der Schwiegermutter wohnte - sein Gruitener Elternhaus war ausgebombt, der Rest seiner Familie lebte nicht mehr. Auch samstags wurde gearbeitet - nur am heiligen Sonntag nicht.

Nachmittags gab es oft eine stärkende Mahlzeit, die alle gemeinsam einnahmen. "Ich habe den Männern dann Erbsensuppe gebracht", erzählt Maria Diederichs. Ihr Schwiegervater war Fachmann für Erdarbeiten, sonst war niemand "vom Bau". "Vor allem waren wir alle arm", sagt Hildegard Fritze. Schließlich waren Straße und Kanäle fertig. Prälat Marschall tat symbolisch den ersten Spatenstich für das erste Haus. Auch die Keller wurden noch in Eigenarbeit hergestellt, erst dann kamen die Maurer und ließen den Traum vom eigenen Haus Wirklichkeit werden.

30. Juni 1954 Gründung der Siedlergemeinschaft St., Nikolaus

18. April 1956 Erster Spatenstich durch Prälat Bernhard Marschall für das erste Haus (Foto: Privat)

17. Juni 1956 Grundsteinlegung am ersten Haus. Im Herbst 1957 werden die anderen Häuser der St. Nikolaus-Siedlung bezogen.