Gruiten: „Besser kann der Mai doch gar nicht begrüßt werden“
Auf der Dorfwiese steht eine 15 Meter hohe Birke.
Gruiten. Mit vereinten Kräften wuchten zehn Helfer vom Technischen Hilfswerk die oberschenkeldicke Birke hoch. Der biegsame Stamm lässt die Spitze bei jeder Bewegung seitlich ausschlagen. "Dieter, komm mal da weg", ruft eine Zuschauerin besorgt ihrem Mann zu. Mit Seilen wird gezogen, mit Leitern abgestützt, dann steht der Maibaum auf dem Gruitener Dorfanger.
"In jedes Dorf gehört ein Maibaum", ist Mit-Initiator Joachim Raitor überzeugt. Letztes Jahr versammelte er zum ersten Mal Gleichgesinnte für das Projekt. Diesmal haben die Initiatoren einen fast 15 Meter hohen Stamm ausgesucht, mit bunten Bändern und einem Kranz geschmückt.
Rund 150 Nachbarn und Gäste stärken sich auf dem Anger, der Dorfwiese, mit Bratwurst, und Reibekuchen, hören dem Posaunenchor der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde zu. Eine Spielecke mit Torwand und anderen Gartenspielen bietet Beschäftigung für die Kinder, Gruitener Leierkastenmänner ziehen über die Wege.
Zuschauer Michael und Edda Radke aus Gruiten freuen sich über die lockere Atmosphäre: "Besser kann man den Mai nicht begrüßen", sind sie sich sicher. Das Unterhaltungsangebot finden beide genau richtig: "Wenn es mehr wäre, würde es zu professionell." Eine große Veranstaltung habe man mit dem Dorffest im Juli.
In der Umgebung, außer in Ratingen, ist Raitor kein Ort bekannt, der ebenfalls die Tradition des Maibaums wieder aufleben lassen würde. Er vermutet, das könnte der Grund sein, warum es keinen Versuch gab, den Gruitenern den Baumstamm zu stehlen. Das sei eine weitere schöne Tradition: Junge Männer klauen den Maibaum eines Nachbardorfes vor dem Aufstellen. Wenn sie Erfolg haben, verkaufen sie ihn gegen Bier und deftiges Essen zurück. (Anmerk. d. Red.: In Mettmann wird seit mehr als 30 Jahren in der Oberstadt ein Maibaum aufgestellt)
Im nächsten Jahr will Raitor einen weiteren Traum verwirklichen: ein Turnier im Tauziehen. Das sei eine aufwendige Sache: von der Tüv-Abnahme des Seils bis zur Waage für die Mannschaften. Der Traditions-Mann sucht noch tatkräftige Unterstützer.