Gruiten: Das Wasser kommt von selbst
In der Grube 10 haben Schüler ein neues Biotop angelegt, das sich von selbst füllen und Libellen- und Amphibienarten anlocken soll.
Gruiten. Auf den ersten Blick erscheint die ländliche Gegend, die sich nach ein paar hundert Metern Feldweg fernab der Vohwinkeler Straße auftut, einsam und verlassen. Außer Feldern auf der einen und herbstlich belaubten Wäldern auf der anderen Seite scheint es dort nicht viel zu geben. Doch der Schein trügt, denn nach ein paar Schritten hinein ins Unterholz herrscht auf einer Lichtung geschäftiges Treiben.
Mehr als 30 Personen in Gummistiefeln und verdreckter Arbeitskleidung stapfen durcheinander über den matschigen, mit Laub bedeckten Waldboden. Rund um die Lichtung liegen Baumstämme und Äste aufgetürmt. Mit Spaten, Schaufeln, Harken und Spitzhaken werden genau markierte Bodenabschnitte exakt bearbeitet. Dort, in dem aufgelassenen Kalksteinbruch Grube 10, der zum Landschaftsschutzgebiet gehört, entsteht ein neues Biotop in Form eines Teiches.
"So wollen wir Libellen- und Amphibienarten, wie etwa der gefährdeten Geburtshelferkröte, der Kreuzkröte und dem Fadenmolch einen neuen Lebensraum geben", sagt der NABU-Stadtbeauftragte Markus Rotzal. Der neu geschaffene Lebensraum sei aber auch für die eher verbreiteten Arten wie Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch und Teichmolch sinnvoll und nötig. Zudem soll sich der Teich zwischen den Steilwänden, Block- und Schotterhalden sowie Birken und Weiden auch positiv auf die Besiedlung von Libellenarten und weiteren wasserabhängigen Tierarten auswirken.
Vor fünf Jahren versiegte ein Biotop, das zuletzt an gleicher Stelle hergerichtet worden war. Jetzt der neue Versuch, zu dessen Zweck Rotzal mit einigen ehrenamtlichen Helfern innerhalb von vier Tagen das Gebiet schon einmal vorbereitete: "Wir mussten ein paar Bäume abholzen, um Platz und Licht zu schaffen. Nun wollen wir einen Teich herrichten, der langfristig einen Lebensraum bieten kann."
Unterstützung frü das Artenschutz-Projekt kam von 24 Schülern der Klasse 11 im Bildungsgang Umwelttechnischer Assistent und Abitur der Düsseldorfer Lore-Lorentz-Schule. "Wir haben zurzeit Projektwoche an unserer Schule, und es ist eine tolle Möglichkeit für die Schüler, die Schultheorie einmmal praxis- und naturnah umzusetzen", sagt Lehrerin Walburga Grabsch-Rössler, die ebenfalls kräftig mit anpackt.
Mit den Schülern und den Ehrenamtlern wird eine schon vorhandene und bereits genau ausgemessene Vertiefung im Gelände nachbearbeitet. Der vorhandene Kalkschotter aus der Mulde wird weggeräumt "Das ist ganz schön anstrengend, aber es macht auch großen Spaß", sagt Jennifer Becker (16) aus Erkrath. Im Anschluss wird die Mulde mit einem Schutzvlies ausgelegt und darauf eine 1,5 mm starke und zehn Meter mal 14 Meter große Teichfolie ausgebreitet. Auf diesem speziellen Untergrund wird dann erneut eine Schicht Schutzvlies ausgerollt. "Dann wird der anfangs abgetragene Kalkschotter wieder verteilt", sagt Christina Günther aus Mönchengladbach. Die 17-Jährige ist ebenso wie ihre Mitschülerin Mariam Dabiä (16) aus Erkrath begeistert von dem Projekt: "Es ist toll, dass wir diese tolle Gelegenheit bekommen. Es ist unheimlich interessant."
Innerhalb von zwei Tagen soll das neue Biotop vorbereitet sein. Was dann noch fehlt, sind die Bewohner und das Teichwasser.
"Das Wasser sammelt sich durch den Regen in nächster Zeit von alleine an. Danach kommen die Tiere auch von ganz allein", sagt Markus Rotzal. Wenn der Teich dann endlich fertig und bewohnt ist, sollen die Schüler regelmäßig vorbeikommen und nach dem Rechten sehen. Walburga Grabsch-Rössler: "Außerdem können sie dann zum Beispiel bei Messungen ihr theoretisches Wissen weiter anwenden. Das Projekt gefällt uns so gut, dass wir überlegen, ob wir nicht in jedem Jahr so etwas machen."