Gruiten: Berufskolleg im Waldorfstil
Die Waldorfschule Haan-Gruiten ist die dritte Schule in NRW, die ein Berufskolleg anbietet und damit die Fachhochschulreife vergibt.
Gruiten. Die Freie Waldorfschule Haan-Gruiten startet im Schuljahr 2010/2011 ein technisch-naturwissenschaftliches Berufskolleg. Junge Frauen und Männer, die ihre Schullaufbahn verlängern, aber an der Waldorfschule kein Abitur machen wollen, sollen das neuen Angebot nutzen, das sie mit der Fachhochschulreise abschließen können.
Seit 2001 bemüht sich die Einrichtung an der Pastor-Vömel-Straße (aktuell 431 Schüler), um die Einführung des Berufskollegs. Jetzt liegt die Genehmigung der Bezirksregierung vor, das Projekt kann starten. Anmeldungen werden ab sofort angenommen.
"Die künftigen Schüler müssen unbedingt Interesse an den künstlerischen Waldorffächern haben", nennt Astrid Gottschalk, die Schulleiterin des Berufskollegs, eine der Voraussetzungen für dessen Besuch. Sprich: In erster Linie richtet sich das Angebot an Waldorfschüler, "aber wir können uns vorstellen, auch externe Schüler aufzunehmen", sagt Katrin Driesen-Glittenberg, Geschäftsführerin der Waldorfschule.
Wer an der Waldorfschule sein Abitur macht, muss verpflichtend zwei Sprachen belegen. Schülern, denen Sprachen nicht liegen, die sogenannten Berufskundeschüler, haben die Waldorfschule dann bislang nach der 12.Klasse verlassen. In der Tasche: ihren Mittleren Schulabschluss und den Waldorfdorfabschluss.
"Die Schüler sind bei uns zwei Jahre länger als auf der Haupt- oder Realschule, haben dann aber nur den mittleren Schulabschluss in der Tasche", sagt Gottschalk. Durch die Vorverlegung des Mittleren Abschluss in die Klasse 11 seit diesem Jahr können die Schüler im Berufskolleg zwei Jahre länger an der Schule bleiben und haben am Ende die Qualifikation für die Fachhochschule sowie erste berufliche Kenntnisse erworben.
Die erwerben sie einem 24-wöchigen Praktikum, das sie in der Regel im ersten der beiden Schuljahre absolvieren sollen. Weil sich das Berufskolleg unter dem Motto "Technik verstehen, Umwelt verantwortlich gestalten" stark an ökologischen und sozialen Fragestellungen orientieren soll, bemüht sich die Schule zurzeit darum, mit Firmen zu kooperieren, die die Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Zwischen zehn und 20 Schüler sollen nach den Sommerferien im kommenden Jahr das Berufskolleg besuchen. Sie bilden dann eine Parallelklasse zu der der Abiturienten. Einen festen Schulgeldbeitrag wird die Einrichtung für ihr neues Angebot nicht erheben. Gottschalk: "Aber wir sind natürlich auf Spenden angewiesen, da die Schule nur zu 87 Prozent vom Land refinanziert wird."